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Zusammen stark: Europas Halbleiter-Regionen im globalen Wettbewerb vereint

In einer Welt, in der das Überleben im globalen Wettbewerb auf dem Spiel steht, können es sich die europäischen Halbleiterregionen schlichtweg nicht mehr leisten, getrennte Wege zu gehen. Da der Gedanke, gemeinsam mehr zu erreichen, quasi Teil der europäischen DNA ist, wurde mit der „European Semiconductor Regions Alliance“ (ESRA) nun eine weitere europäische Allianz für mehr Kooperation im Halbleiterbereich geschaffen. 27 Regionen aus 12 europäischen Ländern setzen sich mit Unterschrift vom 7. September dann offiziell für eine wettbewerbsfähige, widerstandsfähige und nachhaltige gesamteuropäische Halbleiter- und Mikroelektronik-Industrie ein. Das ist neu im Halbleiterbereich, denn eine Vernetzung der europäischen Regionen hat es bis jetzt, anders als beispielsweise in der Automobilindustrie, hier nicht gegeben.  

Beispiele wie Silicon Saxony oder die Silicon Europe Alliance zeigen, dass Ökosysteme besonders dort gut wachsen, wo Vernetzung aktiv gefördert wird. Die jüngste Ansiedlungsentscheidungen von TSMC ist ein Beispiel dafür. Dabei stärkt sie Sachsen als europäisches Zentrum der Halbleiterhochtechnologie weltweit und legt damit wiederum den Grundstein für eine weitere internationale Zusammenarbeit. Das EU Taiwan Partnership Forum auf der SEMICON Taiwan vergangene Woche ist ein Beleg dafür. Eines wird damit aber auch deutlich: In einer Industrie, in der Abhängigkeiten entlang der Wertschöpfungskette mannigfaltig, stark ausgeprägt und international sind, braucht es europäische Allianzen, vor allem auch deshalb, weil erst ein starkes Europa als relevanter internationaler Partner wahrgenommen wird.

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Gründung der Allianz europäischer Halbleiterregionen (© Philippe Veldeman)

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„If you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together“, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Auch in Europa – wo Kooperation quasi Teil der DNA ist – will man gemeinsam stärker sein. Allianzen, vor allem dort, wo man das Gefühl hat, im weltweiten Spiel abgehängt zu werden, sind der Weg zum Ziel. Mittels einer gesamteuropäischen Halbleiter- und Mikroelektronik-Industrie will man bis 2023 den europäischen Anteil am weltweiten Halbleitermarkt auf 20 Prozent ausweiten. Das dies nicht in einem Sprint zu erreichen ist, scheint klar und so geht Europa diesen weiten Weg gern gemeinsam, und zwar in unterschiedlichsten Konstellationen.

Gründung der European Semiconductor Regions Alliance (ESRA) vollzogen

Am 7. September gründete sich nun eine weitere Europäische Allianz. Diesmal haben sich 27 europäische Regionen offiziell zur Kooperation bekannt. Die „European Semiconductor Regions Alliance“, kurz ESRA ist eine gemeinsame Plattform für Zusammenarbeit, Wachstum und Investitionen in die europäische Halbleiterindustrie. Das haben Sie schon einmal gehört? Gut möglich.

Tatsächlich gibt es im Halbleiterbereich auf der Ebene der Cluster sowie auch der Nationalstaaten bereits funktionierende Allianzen. So vernetzt die „Silicon Europe Alliance“ seit 2012 die wichtigsten europäischen Industrie-Cluster und damit die Interessen der Industrie. Auch auf politischer Ebene zog man nach. Am 7. Dezember 2020 unterzeichneten 22 Nationalstaaten eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich zur Zusammenarbeit verpflichteten. Die europäische Wertschöpfungskette zu stärken und führenden Fertigungskapazitäten auszubauen, also kurz gesagt: die europäische Halbleitertechnologie und -industrie zu stärken, waren und sind noch immer das Ziel.

Interessenvertretung, Austausch und Bündelung von Kompetenzen

Warum also braucht es nun ESRA? Michael Murphy, AdR Vizepräsident und Mitglied des Grafschaftsrates von Tipperary sagt dazu: „Es ist unerlässlich, dass die nationalen Regierungen das wirtschaftliche Potenzial der Halbleiterindustrie in allen Regionen Europas erkennen und die notwendige Unterstützung für die Entwicklung einer starken und integrierten Wertschöpfungskette bereitstellen.“ Wie das geht, hat u.a. die Automobilindustrie vorgemacht, die mit der „Allianz der Automobilregionen“ jene Regionen zusammenbringt, die über eine starke Automobil- und Zulieferbranche verfügen. Mit dem Anspruch, einen Beitrag zu den Zielen des europäischen „Green Deals“ leisten zu wollen, geben auch sie regionalen und sogar lokalen Körperschaften Gehör in Brüssel.

Als Bindeglied zwischen regionaler Industrie und Brüssel hat auch ESRA gleich mehrere Aufgaben. Neben dem notwendigen politischen Rückenwind in Brüssel gibt es zahlreiche Fragen in der Regionalentwicklung, die viel schneller und leichter im regionalen Austausch zu erörtern sind. Die Themen reichen dabei von Bildung über Forschung bis hin zu Synergien in Folge von Großansiedlungen. In der Umsetzung kann auch der bilaterale Austausch innerhalb der Allianz helfen: Sachsen und Flandern zeigen gerade, wie das geht. Bei einer Regierungskonsultation am 6. September in Brüssel haben beide Regionen ihre Partnerschaft bekräftigt. Auf der Basis von Gemeinsamkeiten in der Vergangenheit will man zukünftig auch gemeinsam Vorreiter in Technologie und Innovation sein. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer betonte: „Durch die Zusammenarbeit zwischen unseren Regionen können wir nicht nur einander, sondern die Europäische Union als Ganzes stärken.“

27 Regionen und es sollen noch mehr werden

In ESRA sind – neben Sachsen und Flandern – weitere 25 Regionen aus zwölf Mitgliedstaaten vereint, darunter Deutschland, Spanien, die Niederlande, Österreich, Portugal, Belgien, Frankreich, Italien, Finnland, die Tschechische Republik, das Vereinigten Königreich und die Republik Irland. Weitere Regionen sollen identifiziert werden und folgen. Außerdem werden ein Sherpa-Gremium eingerichtet und Arbeitsgruppen gebildet. Angesichts der Tatsache, dass die Zeit drängt, klingt das in erster Linie nach bürokratischen Formalitäten und nicht wirklich zielführend. Wir erinnern uns: ein Anteil von 20 Prozent am weltweiten Mikroelektronikmarkt und das bereits 2030 waren und sind Europas ehrgeiziges Ziel.

10-Punkte-Plan als Basis der Arbeit

Ein mit der ESRA-Gründung verabschiedetes 10-Punkte-Programm soll diese Lücke schließen. Es umfasst konkrete Zielstellungen, die von der Festlegung von Finanzmitteln im Rahmen des EU Chips Acts über ausreichende Wasser- und Energieversorgung, die Fachkräfte- und Talentförderung bis hin zur Interessenvertretung auf EU-Ebene reichen.

Im ersten Punkt – nämlich darin, aufzuzeigen, wo die begrenzten Mittel der EU aus dem European Chips Act effizient eingesetzt und durch regionale Anstrengungen zu hebeln sind – liegt nach Ansicht von Silicon Saxony das größte Potential von ESRA.

Denn die Halbleiter- und Mikroelektronikindustrie ist weltweit vernetzt. Abhängigkeiten entlang der Wertschöpfungsketten sind mannigfaltig und stark ausgeprägt. Die Spezialisierungen der europäischen Regionen zeigen dies und es ist illusorisch, dass einzelne Regionen die gesamte Wertschöpfungskette vollständig abbilden. Rohstoffe sind zum Teil nicht in Europa verfügbar. Ressourcen sind ebenso verteilt wie die Anwenderindustrien. Zudem sind Fachkräfte rar. Hier bieten sich Chancen für die Allianz. “Kooperieren statt konkurrieren sowie Stärken ausbauen”, lautet die ganz und gar europäische Devise. Mit dem gezielten Einsatz der vorhandenen finanziellen Mittel könnte Europa so international konkurrenzfähig bleiben bzw. werden.

Mikroelektronik im Höhenflug

Global-politische Anspannungen erschweren es zudem auch anderen Regionen und Ländern, den bisherigen Kurs beizubehalten. Und das, obwohl sich die Branche im Höhenflug befindet. KI-Anwendungen, Elektromobilität und ein potentieller, genereller Technikschub in allen Bereichen treiben ihr die Dollarzeichen in die Augen. Mit sage und schreibe einer Billion Dollar beziffert die Unternehmensberatung McKinsey den Umsatz, den der weltweite Halbleitermarkt schon im Jahr 2030 machen dürfte. Wenn Europa hier Wettbewerbsvorteile ausspielen will, muss es Ressourcen clever bündeln, Lieferketten weniger störanfällig machen, Synergien nutzen und attraktiv für Fachkräfte sein. Ohne gemeinsames Wissen und Handeln und die Kooperation auf verschiedenen Ebenen, ist das nicht möglich. Dass der Weg der EU hier zumindest im Ansatz aufgeht, zeigten zuletzt die Ansiedlungsentscheidung von TSMC und das EU Taiwan Partnership Forum [LINK] im Rahmen der SEMICON Taiwan. Die ersten Früchte, bestehender europäischer und internationaler Allianzen scheinen also zu reifen. Ob sie ausreichen werden, das anvisierte 20-Prozent-Ziel zu erreichen, bleibt offen. Und ob dieses Ziel überhaupt eine sinnvolle Messgröße ist, ist noch eine ganz andere Frage, der wir uns kürzlich in unserem Podcast zum EU Chips Act gewidmet haben. Hören Sie mal rein, es lohnt sich. Und abseits dessen: lassen Sie uns – auf sächsischer, europäischer und internationaler Ebene – weiter gut zusammenarbeiten. Gemeinsam haben wir noch einen langen Weg vor uns. 

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