Doch zuvor werfen wir einen kurzen Blick auf SAW COMPONENTS.
- Datum der Eröffnung: 1993, Gründung als GmbH 1996
- Anzahl Produktionsstandorte weltweit: 1
- Anfangsinvestitionskosten: 2 Millionen Euro
- Größe des Werks (Fläche): 4000 m²
- Größe des Reinraumes/der Reinräume: 1.800 m²
- Produzierte Strukturgrößen: 250 nm
- Anzahl produzierter Wafer pro Jahr: 20.000
- Größe der Wafer: 100 mm, 150 mm, 200 mm
- Anwenderindustrien (Top 3): Mobilfunkbranche, Sensorik, Bioanalytik
- Anzahl der Mitarbeitenden: 33
- Anzahl Nationalitäten: 7
- Anteil Frauen: 40 %
- Gesuchte Fachkräfte (Top 5): Physiker und ähnliche naturwissenschaftliche Fachkräfte, Applikationsingenieur:innen, Operatoren, SAW Chip Designer:innen, Ingenieur:innen im Frontend und Backend
- Gesuchte Skills (Top 5): naturwissenschaftliche Kenntnisse, selbstständige, zielstrebige Arbeitsweise, Kommunikations- und Teamfähigkeit, Kreativität und analytische Fähigkeiten, Flexibilität
© SAW COMPONENTS Dresden GmbH
Herr Zietzschmann, welche Bedeutung hat der Dresdner Standort für Sie?
Als KMU mit über 25-jähriger Geschichte ist SAW COMPONENTS eine der ältesten noch bestehenden Chipfabriken in Dresden. Bis heute ist die Stadt der zentrale Verwaltungs- und Produktionsstandort, an dem die gesamte Herstellung stattfindet, auch wenn sich die Kundenstruktur seit der Gründung völlig von inländischen Kunden hin zu einer internationalen Orientierung mit über 90 % Exportquote gewandelt hat.
In welchen konkreten Bereichen wurde seit der Eröffnung investiert und wie hoch waren diese Investitionen in Summe?
Wir investieren kontinuierlich in neue Technologien und Möglichkeiten. Historisch war die größte Einzelinvestition die Errichtung der Fabrik auf dem Manfred-von-Ardenne-Ring sowie die Umstellung auf i-Line Lithographie Mitte der 2000er Jahre. Doch auch aktuell investieren wir in großem Umfang in Trimm-Technologie, Dry-Film-Resist Packaging, Lithographie- und Dünnschichtanlagen sowie die Entwicklung unser Bio-Sensor-Sparte.
Für welche Verwendungszwecke produziert der Dresdner Standort? Was können die produzierten Chips genau und in welchen Branchen/Industrien finden sie Verwendung?
Unsere SAW-Chips finden vielfältigen Einsatz im Mobilfunk (HF Frontend Filter) – vor allem in Smartphones -, in industriellen Funkanwendungen ebenso wie in der Luft- und Raumfahrt sowie in rasch zunehmendem Umfang in drahtlosen Sensorsystem. Als vollkommen passive Bauteile werden sie in der Sensorik als batterie- und gleichzeitig kabellose Funksensoren für die Messung vielfältiger Messgrößen wie Temperatur, Dehnung, Drehmoment, zur ID-Kennzeichnung und darüber hinaus auch zur Analyse biologischer, medizinischer und chemischer Proben eingesetzt.
Mittlerweile gibt es fünf Fabs, zahlreiche Zulieferbetriebe und Forschungseinrichtungen sowie Mikroelektronik-relevante Softwareunternehmen in Sachsen. In welchen Bereichen ist das Netzwerk für Ihr Unternehmen besonders wichtig?
Wir pflegen langjährige enge Beziehungen zu vielen anderen Chipherstellern und Zulieferbetrieben der Region. Dabei geht es neben der wichtigen Infrastruktur, der Versorgung mit Ersatzteilen und Rohstoffen auch um gemeinsame Projekte und die technische Zusammenarbeit.
Gibt es hier konkrete Kooperationsprojekte mit anderen Playern am Standort und wenn, ja, welche?
Die gibt es mit mehreren Partnern am Standort und wie so oft in unserer Branche sind sie nicht öffentlich. Wir arbeiten eng in den Bereichen Grundlagenforschung, Produktionsdienstleistungen, Fertigung und im Beschaffungsbereich zusammen.
Das Thema Fachkräfte bewegt nicht nur uns. Aktuell wächst die sächsische IKT-Branche um ca. 5.000 Fachkräfte pro Jahr, das entspricht bei gleichbleibendem Wachstum über 100.000 Fachkräften im Jahr 2030. Welche Rolle spielt die direkte Nähe zu anderen Fabs im Kontext Ihrer Fachkräftestrategie? Macht sie den Standort eher attraktiver oder die Konkurrenz größer?
Beides sind spürbare Faktoren. Die Größe der Branche zieht viele interessierte Menschen nach Dresden. Zwischen den Fabs gibt es eine kontinuierliche Fluktuation, die immer wieder neue Möglichkeiten schafft. Gleichzeitig haben wir als die kleinste der Dresdner Fabs Mühe, für diese Menschen sichtbar zu sein und auf uns aufmerksam zu machen, um ins Gespräch zu kommen und unsere attraktiven Angebote unterbreiten zu können.
Intel plant mit Magdeburg eine sogenannte Mega-Fab. Welche Auswirkungen hat das für Sie mit Blick auf Lieferketten, Dienstleister, Rohstoffe und auch Fachkräfte?
Wir erhoffen uns die Ansiedlung weiterer Zulieferer und Dienstleister im mitteldeutschen Raum und eine weiter zunehmende Attraktivität der Region für nationale und internationale Fachkräfte. Gleichzeitig ist sicherlich von einem sich weiter verstärkenden Wettbewerb um Fachkräfte auszugehen.
Was ist Ihre Vision für den Standort? Wie möchten Sie diesen weiterentwickeln?
Aktuell sind wir bereits dabei, die Produktionskapazitäten in unserer Fab in Dresden zu erweitern. Unsere Vision ist, die SAW COMPONENTS zur branchenübergreifenden Plattform für Dünnschichttechnologie und Lithographie zu machen. Wir entwickeln uns weg vom reinen SAW-Bauelemente-Hersteller zum zertifizierten Produzenten von Nanostrukturen auf Wafern, Mikrooptik-Produkten, Medizinproduktion und allem anderen, was Kunden auf den speziellen, glasartigen- und piezoelektrischen Wafern produzieren möchten.
Was sind konkrete Unterstützungsmaßnahmen, die auf dem Weg zu dieser Vision notwendig sind?
Aktuell am dringlichsten ist zweifelsohne die Eindämmung der explodierenden Strompreise. Gerade für eine kleine Fab sind die aktuellen Entwicklungen schwer abzufedern und können auf dem internationalen Markt nicht auf die Produkte umgelegt werden. Neben diesem aktuellen Thema sind die Unterstützung bei zukunftsweisenden Innovationen sowie die Verbesserung der naturwissenschaftlichen Ausbildung von entscheidender Bedeutung.
Vielen Dank für das Interview, Herr Zietzschmann.
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Dieses Interview ist erstmalig im Rahmen unseres Magazins NEXT „Im Fokus: Mikroelektronik“ erschienen. Alle weiteren Interviews der sächsischen Halbleiterwerke finden Sie in der Gesamtausgabe.
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