ESRA versteht sich als Plattform der Regionen und Partner der Europäischen Kommission bei der Umsetzung des Europäischen Chip-Gesetzes. Sie will einen aktiven Beitrag zur Stärkung Europas als Halbleiter-Standort im globalen Wettbewerb leisten und die Wettbewerbsfähigkeit der Halbleiterindustrie in den Regionen der europäischen Mitgliedsstaaten sowie der gesamten Europäischen Union fördern.
Dafür setzt ESRA auf den Austausch von Wissen, die Förderung von Zusammenarbeit und Innovationen, die Entwicklung starker, integrierter und resilienter Wertschöpfungsketten sowie die Reduzierung von einseitigen Abhängigkeiten vor allem bei kritischen Rohstoffen. Mit einer wachsenden europäischen Halbleiterherstellung soll die Industrieproduktion in der EU insgesamt gesichert und wettbewerbsfähiger gegenüber den USA und China werden.
Michael Kretschmer, Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, betonte: »Die Gründung der Mikroelektronik-Allianz auf Initiative von Sachsen ist ein wichtiger Meilenstein für die ganze Europäische Union und ihre Zukunft. Für jedes Segment der globalen Halbleiter-Wertschöpfungskette braucht es durchschnittlich über 20 Länder, die an der direkten Lieferkette beteiligt sind und eng zusammenarbeiten. Mit ESRA eröffnen wir für die Regionen neue Wege, um zusammenzuarbeiten, zu forschen und Innovationen auf den Weg zu bringen und so die wirtschaftliche und digitale Souveränität Europas sicherzustellen. Die Teilnahme zahlreicher Regionen an der Gründungsveranstaltung unterstreicht das Interesse an einer verstärkten Zusammenarbeit auf EU-Ebene im Bereich der Mikroelektronik. Die Allianz wird einen wichtigen Beitrag leisten, Europa in dieser Schlüsselindustrie in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig zu machen.«
Michael Murphy, AdR Vizepräsident und Mitglied des Grafschaftsrates von Tipperary: »Die Halbleiterindustrie verfügt über einen reichhaltigen Talentpool, ein umfassendes Ökosystem mit starken Forschungsverbindungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, von der Entwicklung über die Architektur und die Fertigung bis hin zu Systemen und Anwendungen. Halbleiterhersteller haben die Macht, die lokale Wirtschaft sowohl direkt als auch indirekt zu verändern, und tun dies auch. Es ist unerlässlich, dass die nationalen Regierungen das wirtschaftliche Potenzial der Halbleiterindustrie in allen Regionen Europas erkennen und die notwendige Unterstützung für die Entwicklung einer starken und integrierten Wertschöpfungskette bereitstellen.“
Der sächsische Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt, Mitglied des Europäischen Ausschuss der Regionen (AdR) und dort Berichterstatter zum European Chips Act (ECA): »Nach der Verabschiedung des European Chips Act geht es nun um die Umsetzung, um die Ansiedelung neuer Produktionsstätten, um eine Stärkung der Forschung und um die Ausbildung von Fachkräften. Die ‚European Semiconductor Regions Alliance‘ versteht sich dabei als Partner der Europäischen Kommission. Als Berichterstatter des Europäischen Ausschusses der Regionen habe ich den European Chips Act intensiv begleitet. Es ist gut, dass Sachsen als einer der größten Halbleiterstandorte in Europa die Initiative ergriffen hat. Ich unterstütze die zehn Punkte zur Gründung der Allianz aus voller Überzeugung. Dass die Gründungsveranstaltung im Ausschuss der Regionen stattfinden kann zeigt, wie wichtig die Regionen für Europa und die Halbleiterindustrie sind.«
Jan Jambon, Ministerpräsident von Flandern: »Die heutige Gründung von ESRA ist ein hervorragendes Beispiel für die paneuropäische Zusammenarbeit zwischen gleichgesinnten Regionen aus dem ganzen Kontinent. Die europäische Forschungspolitik glänzt durch Innovation von unten nach oben. Für die flämische Regierung sind Forschung und Entwicklung von größter Bedeutung und Wert. Jede fünfte Auslandsinvestition in Flandern steht im Zusammenhang mit Forschung und Entwicklung, und die flämische Regierung investiert 3,6 % ihres BIP in Innovation und nimmt damit einen Spitzenplatz in Europa ein. Es ist jedoch auch wichtig, die Innovation durch ein neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Wissenseinrichtungen, industriellen Akteuren und regionalen Entscheidungsträgern zu ergänzen.“
In dem gemeinsam unterzeichneten 10-Punkte-Papier zur Gründung der European Semiconductor Regions Alliance halten die Regionen folgende Ziele fest:
- bestmögliche und innovative Förderung und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen der Regionen im Rahmen des Europäischen Chip-Gesetzes sowie eine langfristige Festlegung von Mitteln im Mehrjährigen Finanzrahmen der EU zur Steigerung der europäischen Halbleiterproduktion sicherstellen;
- größtmögliche Flexibilität und Schnelligkeit bei der Prüfung und Gewährung staatlicher Beihilfen im Bereich der Halbleiterindustrie erreichen;
- Forschung und Entwicklung ausbauen sowie Vernetzung von Forschungseinrichtungen in und zwischen den verschiedenen Regionen fördern und technologische Alleinstellungsmerkmale ausbauen;
- Lösungsansätze für eine nachhaltigere Produktion von Halbleitern im Rahmen des Europäischen Grünen Deals entwickeln und umsetzen;
- ausreichende Wasser- und Energieversorgung an den Produktionsstätten sowie Versorgung mit allen notwendigen, insbesondere strategischen und kritischen Rohstoffen sichern;
- Zusammenarbeit im Bereich der Talentförderung sowie Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, bei der Anwerbung von außereuropäischen Fachkräften sowie internationalen Hochschulkooperationen stärken;
- Zusammenarbeit der bestehenden Cluster pflegen und intensivieren;
- Veranstaltungen in Kooperation mit den Akteuren der Branche durchführen;
- gemeinsame Interessen der Mitgliedsregionen gegenüber der EU-Kommission und den EU-Institutionen artikulieren und vertreten sowie
- Vernetzung und Koordination der beteiligten Regionen auf Arbeitsebene und Vernetzung mit Industrieverbänden und anderen europäischen Netzwerken.
Der Allianz gehören 27 Regionen aus 12 EU-Mitgliedsstaaten an. ESRA vernetzt folgende Regionen: Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Saarland, Schleswig-Holstein und Thüringen in Deutschland, Andalusien, Baskenland, Valencia und Katalonien in Spanien, Flevoland und Nordbrabant in den Niederlanden, Kärnten und Steiermark in Österreich, die Centro-Region in Portugal, Flandern in Belgien, Auvergne-Rhône-Alpes in Frankreich, Piemont in Italien, Tampere und Helsinki in Finnland, Südmähren in Tschechien, Wales im Vereinigten Königreich und die Republik Irland.
Hintergrund zur Entstehung der Initiative
Bereits im März 2023 hat der Freistaat Sachsen den Prozess zur Gründung der »European Semiconductor Regions Alliance« (ESRA) angestoßen. 13 Regionen aus neun EU-Mitgliedsstaaten hatten ihren Willen zur Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Absichtserklärung bekundet.
Vor dem Hintergrund der unzureichenden Halbleiter-Resilienz Europas, der hohen Lieferkettensensibilität und der hohen Abhängigkeit von Halbleiterimporten hat die Europäische Kommission am 8. Februar 2022 ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Stärkung des Halbleiter-Ökosystems der EU vorgeschlagen – den European Chips Act (ECA). Ziel der Kommission ist es, Europas Marktanteil in der weltweiten Chipfertigung bis 2030 von derzeit lediglich 10 % auf bis zu 20 % zu steigern. Um dies zu erreichen, will die Kommission öffentliche und private Investitionen von bis zu 43 Milliarden Euro mobilisieren.
Der ECA wurde mit großer Zustimmung der EU-Institutionen angenommen. Der Europäische Ausschuss der Regionen begleitete den Prozess und wies auf die Bedeutung der ECA für die Sicherung des Industriestandorts Europa hin. Das Europäische Parlament hat dem ECA am 11. Juli 2023 mit überwältigender Mehrheit zugestimmt. Ebenso hat der Ministerrat dem Projekt am 25. Juli 2023 zugestimmt. Das Gesetz soll die Produktion von Mikrochips in der EU fördern und damit die Abhängigkeit von anderen Märkten wie Asien oder den USA verringern.
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Weiterführende Links
👉 10-Punkte-Papier
👉 European Chips Act
👉 Zusammen stark: Europas Halbleiter-Regionen im globalen Wettbewerb vereint
Foto: Philippe Veldeman