
Ein differenziertes Bild statt pauschaler Bewertungen
Der ifo Faktenmonitor zeigt, dass Ostdeutschland kein einheitlicher Wirtschaftsraum ist. Vielmehr gibt es regionale Unterschiede mit zum Teil überdurchschnittlichen Potenzialen. So liegt Sachsen mit einer Exportquote von 32 Prozent über dem westdeutschen Durchschnitt. In Thüringen liegt der Industrieanteil auf dem Niveau von Bayern. Berlin und Sachsen belegen bei den Forschungsausgaben Spitzenplätze im EU-Vergleich. Und Brandenburg profitiert stark vom Zuzug aus der Hauptstadtregion.
Darüber hinaus beleuchtet der Faktenmonitor eine Vielzahl von Themen, die für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands relevant sind. Im Bereich Wirtschaft stehen beispielsweise die Produktivität, die Exportquoten und die Branchenstruktur im Fokus. Der Arbeitsmarkt und das Unternehmertum werden anhand von Erwerbsquoten, Löhnen, Gründungsaktivität und Fragen der Unternehmensnachfolge betrachtet. In den Bereichen Forschung und Wissenschaft werden die Innovationskraft, die Hochschullandschaft, die Einwerbung von Drittmitteln und die Zahl der Patente untersucht. Auch demografische Entwicklungen wie Zuzug, Alterung und der Anteil ausländischer Bevölkerung sowie regionale Unterschiede werden analysiert. Abgerundet wird das Bild durch Informationen zu Realeinkommen und Lebensqualität, beispielsweise durch Daten zum Preisniveau, zur Kaufkraft und zu Investitionen in Bildung.
Saarower Kreis stärkt faktenbasierte Perspektiven auf Ostdeutschlands Wandel
Der ifo Faktenmonitor Ostdeutschland wurde vom ifo Institut, Niederlassung Dresden, im Auftrag der Mitteldeutschen Stiftung Wissenschaft und Bildung erstellt. Ziel des Monitors ist es, auf der Grundlage objektiver Strukturdaten ein realistisches Bild der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Ostdeutschland zu zeichnen. Die Analyse will keine Klischees bedienen, sondern differenzieren. Sie will keine Pauschalurteile ermöglichen, sondern fundierte Entscheidungen vorbereiten. Der Bericht richtet sich an Akteure aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft, die sich mit der Transformation Ostdeutschlands befassen. Eine zentrale Rolle bei der Präsentation des Monitors spielt der Saarower Kreis. Die Initiative wurde 2024 auf dem OWF ins Leben gerufen und ist ein Zusammenschluss engagierter Vertreter ostdeutscher Wirtschaftsverbände. Ziel des Kreises ist es, die Zukunft Ostdeutschlands aktiv mitzugestalten und mit Blick auf die Entwicklung von Wertschöpfung wirtschaftspolitische Impulse aus der Region selbst zu setzen.
Ein Beitrag zur strategischen Weiterentwicklung der Region Für den Saarower Kreis ist der Monitor kein Selbstzweck, sondern ein strategisches Werkzeug. Er soll dazu beitragen, wirtschaftliche Chancen sichtbarer zu machen und strukturpolitische Forderungen und Maßnahmen datenbasiert auszurichten. Die Mitglieder des Saarower Kreises verbinden mit dem Bericht eine klare Botschaft an die Politik in Bund und Ländern. Frank Nehring, Sprecher des Saarower Kreises, formuliert es so: „Ostdeutschland ist keine homogene Schwächezone, sondern ein Zukunftslabor. Wer genau hinschaut, erkennt wirtschaftliche Dynamik, kreative Regionen und konkrete Hebel. Wir brauchen mehr Vertrauen in die eigenen Stärken und den Mut, wirtschaftspolitisch Neues zu denken“. Gleichzeitig stellt der Saarower Kreis konkrete Fragen und belebt damit die wirtschaftspolitische Debatte. Was muss geschehen, damit kleine Unternehmen in Ostdeutschland zu sichtbaren Innovationstreibern werden? Wie können ostdeutsche Hochschulen zu echten Innovationszentren werden? Was fehlt, damit Ostdeutschland zu einem europaweit sichtbaren industriellen Ökosystem für Fachkräfte und Forschung wird? Die Mitglieder des Saarower Kreises verstehen sich nicht als Interessenvertretung im klassischen Sinne, sondern als Plattform für Orientierung, Diskussion und Aufbruch. Im Mittelpunkt steht der Dialog.
Unter dem Namen „Saarower Dialog“ sollen Impulse gegeben und Maßnahmen initiiert werden, um neue wirtschafts- und industriepolitische Konzepte in die Diskussion zu bringen, deren Ziel es ist, Wertschöpfung und Produktivität in Ostdeutschland nachhaltig zu sichern und auszubauen.
Verfügbarkeit und Weiterverwendung des Faktenmonitors
Der vollständige ifo Faktenmonitor Ostdeutschland kann auf der Internetseite der Mitteldeutschen Stiftung Wissenschaft und Bildung heruntergeladen werden. Er enthält neben der Analyse auch die zugrundeliegenden Datensätze. Damit steht eine fundierte Grundlage für Forschung, strategische Planung und politische Entscheidungsprozesse zur Verfügung. Mit seiner Premiere auf dem OWF 2025 setzt der Saarower Kreis ein deutliches Zeichen für eine faktenbasierte und zukunftsorientierte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Potenzialen Ostdeutschlands. Der ifo Faktenmonitor liefert nicht nur Zahlen, sondern eröffnet neue Perspektiven für die Arbeit von Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Clustern und wirtschaftspolitischen Entscheidungsträgern.
Saarower Kreis
Der Saarower Kreis ist ein Zusammenschluss engagierter Akteure führender ostdeutscher Wirtschaftsverbände. Entstanden aus einer Gesprächsrunde auf dem Ostdeutschen Wirtschaftsforum 2024, hat sich der Kreis als Plattform für Dialog, Vernetzung und wirtschaftspolitische Impulse etabliert. Sein zentrales Anliegen ist es, die wirtschaftliche Zukunft Ostdeutschlands aktiv mitzugestalten und nachhaltige Wertschöpfung in der Region zu fördern. Dabei stehen Unternehmertum, Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit im Mittelpunkt des Denkens. Der Saarower Kreis versteht sich als Stimme aus der Region für die Region. Er macht strukturelle Herausforderungen sichtbar, benennt Ursachen und bringt lösungsorientierte Akteure an einen Tisch. Ziel ist es, Potenziale freizulegen, wirtschaftliche Dynamik zu fördern und Ostdeutschland als Gestaltungsraum im Wandel sichtbar zu machen. Als Impulsgeber und Brückenbauer trägt der Kreis dazu bei, wirtschaftliches Denken mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden. Im Saarower Kreis engagieren sich Vertreterinnen und Vertreter des ACOD Automotive Cluster Ostdeutschland e.V., FIOst Frankreich-Initiative Ostdeutschland, Mitteldeutsche Stiftung Wissenschaft und Bildung, NFOst Initiative Nachfolge Ost, Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlin, Nordostchemie-Verbände, OstBV Ostdeutscher Bankenverband e.V., ostdeutschland.info, Silicon Saxony e.V., VDMA Ost, VNG AG, VNG-Stiftung.
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Weiterführende Links
👉 https://ostdeutschland.info/saarower-kreis/
Foto: Silicon Saxony