Gesundes Saatgut mit hoher Keimfähigkeit ist die Grundlage für eine produktive Landwirtschaft. Bisher dauern Keimfähigkeitstests nach dem Standard der International Seed Testing Association (ISTA) jedoch bis zu 14 Tage. Vor allem bei Wintergetreidearten wie Wintergerste, Wintertriticale, Winterroggen und Winterweizen ist diese Wartezeit problematisch, da zwischen Ernte und Aussaat nur ein sehr kurzes Zeitfenster liegt. Das Verbundprojekt BioLSP setzt hier an: Durch Laser-Speckle-Photometrie soll die Keimrate künftig innerhalb von 24 Stunden zuverlässig ermittelt werden können. Dieses neuartige Verfahren ermöglicht eine schnelle und berührungslose Keimfähigkeitsprüfung des Saatguts direkt nach der Ernte. Im Projekt wird dazu ein Sensorsystem entwickelt, das unter industriellen Bedingungen inline die Keimfähigkeit erfassen kann.
BioLSP wird von einem interdisziplinären Konsortium aus Wirtschaft und Wissenschaft umgesetzt. Beteiligt sind die WiE GmbH – Werk für industrielle Elektronik (Koordinator), die astec anlagen und steuerungstechnik GmbH, die SupraTix GmbH (Softwareentwicklung) sowie die Fraunhofer-Institute IKTS (Keramische Technologien und Systeme, Dresden) und IZI (Zelltherapie und Immunologie, Leipzig). Als assoziierte Partner unterstützen zudem die KWS LOCHOW GmbH – einer der weltweit führenden Saatgutzüchter – und die sächsische Landesanstalt BfUL (Betriebsgesellschaft für Umwelt und Landwirtschaft) das Vorhaben. Diese breite Aufstellung des Konsortiums gewährleistet eine enge Verzahnung von sensorischer Messtechnik, künstlicher Intelligenz und praktischer Saatgutanwendung.
Innerhalb des Projekts übernimmt die SupraTix GmbH aus Dresden die Entwicklung der KI-gestützten Auswertealgorithmen und Software, welche die anfallenden LSP-Daten automatisch analysieren und in Keimfähigkeitswerte umsetzen. Parallel dazu entwickeln die Partner WiE und astec die nötige Hardware und Steuerungstechnik des Sensors, während Fraunhofer IKTS und IZI ihre wissenschaftliche Expertise in Laser-Speckle-Photometrie und Saatgutbiologie einbringen. Bereits nach Projektende sollen die in Sachsen ansässigen Unternehmen WiE, astec und SupraTix das System vermarkten: WiE und astec verantworten dann die Hardware-Komponenten, SupraTix die Software. KWS und BfUL stehen dem Konsortium beratend zur Seite, beispielsweise im Hinblick auf eine spätere Zertifizierung des Verfahrens nach internationalen ISTA-Standards.
Für Saatgutzüchter, Prüflabore und Landwirte bietet BioLSP handfeste Vorteile. Bisher müssen für Keimtests zahlreiche Samenproben über Tage zum Keimen gebracht und manuell ausgezählt werden – ein aufwändiges Prozedere, das viel Zeit, Personal und spezielle Infrastruktur bindet. Mit BioLSP soll dieser Prozess radikal beschleunigt und digitalisiert werden. Künftig können Saatgutzüchter und Prüfstellen mit einem kompakten LSP-basierten Sensorsystem die Keimrate ihrer Saatgut-Chargen deutlich schneller ermitteln und so Qualitätstests nahezu in Echtzeit durchführen. Landwirte profitieren von zügig verfügbaren Ergebnissen: Sie können ihr Saatgut rascher aussäen und die Feldbestellung optimal planen, was zu Zeitersparnis, höherer Effizienz und potenziell besseren Erträgen führt. Darüber hinaus kommt das LSP-Verfahren ohne chemische Reagenzien aus und die getesteten Samen bleiben unbeschädigt, wodurch die Methode nachhaltiger und ressourcenschonender ist als herkömmliche Keimtests.
Tobias Göcke, Geschäftsführer der SupraTix GmbH, betont die Bedeutung digitaler Technologien für die Landwirtschaft der Zukunft: „Die Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen – von der Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung bis zum Umgang mit Klimawandel und knapper werdenden Ressourcen. Digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz und moderne Sensorik werden entscheidend sein, um diese Zukunft erfolgreich zu gestalten. Projekte wie BioLSP zeigen eindrucksvoll, wie Innovation und Landwirtschaft Hand in Hand gehen können, um Prozesse nachhaltiger und effizienter zu machen.“
Förderung: Das Projekt BioLSP wird im Rahmen der EFRE/JTF-Forschungsförderung 2021–2027 durch Mittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Just Transition Fund (JTF) sowie vom Freistaat Sachsen gefördert.
Kontakt:
SupraTix GmbH – Tobias Göcke (Geschäftsführender Gesellschafter)
Telefon: +49 351 33948 400
E-Mail: tobias.goecke@supratix.com
Web: https://supratix.com