Mikroelektronik

GlobalFoundries Dresden: Interview mit Dr. Manfred Horstmann, Sr. Vice President und General Manager

Wie blickt GlobalFoundries Dresden auf den Standort? Welche Rolle spielt das sächsische Mikroelektronik-Netzwerk für das Unternehmen? Wo endet gemeinsame Standortarbeit und beginnt Konkurrenz? Welche Voraussetzungen sind für zukünftiges Wachstum unbedingt notwendig? Das alles und noch viel mehr erfahren Sie im Interview mit Dr. Manfred Horstmann.

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Doch zuvor werfen wir einen kurzen Blick auf die Fab 1 von GlobalFoundries.

  • Datum der Eröffnung: 20.10.1999 (Grand Opening)
  • Anzahl Produktionsstandorte weltweit: 5
  • Anfangsinvestitionskosten: 1,9 Mrd. USD
  • Größe des Werks (Fläche): 35 ha
  • Größe des Reinraumes/der Reinräume: 52.000 m²
  • Produzierte Strukturgrößen: 22-55 nm
  • Anzahl produzierter Wafer pro Jahr: max. Kapazität 850.000
  • Größe der Wafer: 300 mm
  • Anwenderindustrien (Top 3): Mobile Communication, Automotive, IoT
  • Anzahl der Mitarbeitenden: 3.400
  • Anzahl Nationalitäten: ca. 50
  • Anteil Frauen: 16 %
  • Gesuchte Fachkräfte (Top 5): Wartungstechniker:innen, Instandhalter:innen, Prozessingenieur:innen, Fertigungsingenieur:innen, Equipmentingenieur:innen
  • Gesuchte Skills (Top 5): Teamfähigkeit, Lernbereitschaft, Freude an technischen Herausforderungen, Offenheit für ein diverses Arbeitsumfeld (Global Mindset), Grundlagenkenntnisse Englisch

  
 © GlobalFoundries Dresden


Herr Dr. Horstmann, welche Bedeutung hat der Dresdner Standort für den Konzern?
 
GFs Dresdner Standort ist der Wachstumsmotor für unseren Konzern und zugleich der Leitstandort für die stromsparenden 22FDX-Technologie. Neben der Volumenfertigung liegt unser Schwerpunkt auf der fertigungsnahen Technologieentwicklung (Technology Development, TD). Die Fab 1 hat umfangreiche Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen und verfügt über ein eigenes, hochmodernes Maskenhaus (JV).
In welchen konkreten Bereichen wurde seit der Eröffnung investiert und wie hoch waren diese Investitionen in Summe?

Seit 1996 haben wir einen niedrigen zweistelligen Milliardenbetrag in Technologieentwicklung und Produktion investiert.

Für welche Verwendungszwecke produziert der Dresdner Standort? Was können die produzierten Chips genau und in welchen Branchen/Industrien finden sie Verwendung?

Unser besonderer Fokus liegt auf den differenzierten Lösungen für datenzentrierte, vernetzte, intelligente und sichere Anwendungen. Dazu gehören Smart Mobile Devices, Automotive, Kommunikationsinfrastruktur und Datacenter, Home & Industrial IoT. Zu finden sind diese Kundenprodukte in allen Bereichen unseres Alltags, vom Smartphone über das Auto bis hin zur Bankkarte.

Mittlerweile gibt es fünf Fabs, zahlreiche Zulieferbetriebe und Forschungseinrichtungen sowie Mikroelektronik-relevante Softwareunternehmen in Sachsen. In welchen Bereichen ist das Netzwerk für Ihr Unternehmen besonders wichtig?

Netzwerke sind in der Halbleiterindustrie von enormer Bedeutung. Dazu gehören (Forschungs)Kooperationen, wie wir sie mit verschiedenen Playern im Silicon Saxony haben, der enge Austausch mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen, über die wir auch unseren Nachwuchs rekrutieren sowie das gemeinsame Vertreten der Halbleiterinteressen in Berlin & Brüssel. Und last but not least sind Mikroelektronik-Cluster mit der “kritischen Masse” wie Silicon Saxony attraktiv für Ausrüster und Lieferanten – eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

Gibt es hier konkrete Kooperationsprojekte mit anderen Playern am Standort und wenn, ja, welche?

Neben unserer langjährigen und erfolgreichen Partnerschaft mit dem Fraunhofer CNT kann ich eine weitere aktuelle Kooperation nennen – das Projekt ARAMID, in dem wir mit Bosch Sensortech Dresden und weiteren lokalen Partnern (Semitec, Fraunhofer IKTS, and Fraunhofer IIS/EAS) einen Testchip für innovative Radarlösungen auf Grundlage unserer 22FDX Technologie entwickeln.

Das Thema Fachkräfte bewegt nicht nur uns. Aktuell wächst die sächsische IKT-Branche um ca. 5.000 Fachkräfte pro Jahr, das entspricht bei gleichbleibendem Wachstum über 100.000 Fachkräften im Jahr 2030. Welche Rolle spielt die direkte Nähe zu anderen Fabs im Kontext Ihrer Fachkräftestrategie? Macht sie den Standort eher attraktiver oder die Konkurrenz größer?

Ein starkes Cluster macht den Standort auf jeden Fall attraktiver für Fachkräfte. Attraktive Arbeitgeber können Fachkräfte aus der ganzen Welt nach Sachsen ziehen. Dafür braucht es allerdings eine stärkere Internationalisierung des Standorts und eine überzeugende Willkommenskultur – unsere Wettbewerber um die klügsten Köpfe befinden sich in Asien und in den USA.

Intel plant mit Magdeburg eine sogenannte Mega-Fab. Welche Auswirkungen hat das für Sie mit Blick auf Lieferketten, Dienstleister, Rohstoffe und auch Fachkräfte?

Time will tell!

Was ist Ihre Vision für den Standort? Wie möchten Sie diesen weiterentwickeln?

Wir werden unsere derzeitige Strategie der starken Plattformen mit vielen differenzierten Lösungen für anspruchsvolle europäische Märkte und Kunden fortführen und ausbauen. Vor dem Hintergrund der Supply Chain Sicherung ist das unsere große Stärke und bietet unseren Kunden Versorgungssicherheit.

Was sind konkrete Unterstützungsmaßnahmen, die auf dem Weg zu dieser Vision notwendig sind?

Wir benötigen in Deutschland und Europa größere Ambitionen, höhere Budgets, eine deutlich schnellere Geschwindigkeit und vor allem Fokus auf Umsetzung. Nur wenn diese vier Aspekte gleichermaßen zügig und nachhaltig adressiert werden, können wir hier erfolgreich bleiben.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Horstmann.


Dieses Interview ist erstmalig im Rahmen unseres Magazins NEXT „Im Fokus: Mikroelektronik“ erschienen. Zur Gesamtausgabe des Magazins

Weitere Interviews in dieser Reihe: Infineon Dresden: Interview mit Raik Brettschneider, Vice President & Managing Director SAW COMPONENTS: Interview mit Frieder Birkholz, Prokurist X-FAB Dresden: Interview mit Rico Tillner, Managing Director Robert Bosch Semiconductor Manufacturing Dresden: Interview mit Dr. Christian Koitzsch, Plant Manager

Weiterführende Links: Sachsens Chipindustrie stärkt ihre Zulieferketten Deutschlands Mikroelektronik-Landschaft – Das Halbleiterherz Europas schlägt hier European Chips Act: Gut, aber gut genug?

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