Nachholbedarf in der Sichtbarkeit der Hightech-Industrie – Unsichtbare Technologien sichtbar machen | Erkenntnisse der drei Geschäftsführer von StillinMotion
Sachsen ist ein Hightech-Standort von Weltrang. Doch während Maschinen, Chips und Software die Grundlage unseres digitalen Lebens bilden, bleibt für Außenstehende oft unsichtbar, an welchen bahnbrechenden Innovationen die Unternehmen tatsächlich arbeiten. Unsere Analyse zeigt: Auf Websites, in Social-Media-Kanälen, Präsentationen oder auf Messen entspricht die visuelle Darstellung häufig nicht der tatsächlichen Innovationskraft. Das erschwert es vielen Unternehmen, sich selbst sowie ihre Produkte verkaufsorientiert in Szene zu setzen, komplexe Technologien verständlich zu vermitteln und sie für Kunden wie Stakeholder greifbar zu machen.
Wer komplexe Technologien entwickelt, kennt das Problem: Je innovativer ein Produkt, desto schwerer ist es zu erklären. Besonders in der Halbleiterindustrie werden Prozesse im Nanometerbereich schnell zu abstrakten Begriffen. Die Forschung zum Picture Superiority Effect zeigt jedoch klar: Bilder werden deutlich besser erinnert als Texte. In Experimenten erinnerten sich Teilnehmende 20–40 % häufiger an Bildinhalte als an Text (Nelson, Reed & Walling, 1976). Neuere Studien berichten sogar, dass die Erinnerungsleistung für Bilder nach mehreren Tagen fünf- bis sechsmal höher ist als bei reinem Text (Hockley 2008).
Aktuelle Untersuchungen gehen noch weiter: Bewegtbild steigert die Aufmerksamkeit und das Verständnis komplexer Inhalte signifikant – vor allem, wenn Ton und Bewegung kombiniert werden. In einer Studie verbesserten Lernvideos die Testergebnisse um rund 20 Prozentpunkte gegenüber statischen Darstellungen, insbesondere beim Erwerb prozeduralen Wissens (Tani et al., 2022 / Adler et al., 2025).
Visualisierungen sind damit längst nicht mehr „nice to have“, sondern ein Schlüsselfaktor für Verständlichkeit und Wirkung.
„In Gesprächen mit Mitgliedern des Silicon Saxony hören wir immer wieder denselben Satz: Unsere Technologie ist Weltklasse – aber wie können wir sie so zeigen, dass auch fachfremde Stakeholder und Investoren verstehen, was wir tun? Hinzu kommt oft die Herausforderung, dass Produkte aus rechtlichen Gründen nicht im realen Einsatz gezeigt werden dürfen“, berichtet Danny Jurk, einer der Geschäftsführer von StillinMotion.
Vertrauen entsteht nicht allein durch technische Exzellenz – es braucht Bilder, die komplexe Zusammenhänge in klar verständliche Formen übersetzen. Die Dual-Coding-Theorie zeigt, dass erklärungsbedürftige Inhalte besser verstanden und langfristiger erinnert werden, wenn sie mit visuellen Darstellungen gekoppelt sind. Für Investoren oder politische Entscheidungsträger bedeutet das: Technologien sollten zwingend bildlich begreifbar und intuitiv erfassbar gemacht werden.
„Gerade bei Stakeholdern außerhalb der Fachwelt merken wir, dass visuelle Darstellungen Türen öffnen“, sagt Jens Hedrich. „Ein technisch präziser, aber emotionaler Filmclip wirkt überzeugender als jede Excel-Tabelle. Für den Vertrieb gilt übrigens Ähnliches: Animierte Produktdemos oder Visualisierungen komplexer Verfahren helfen, Kundenentscheidungen zu beschleunigen und Hemmschwellen abzubauen.“
Emotion verkauft besser
Die Hirnforschung und Kognitionspsychologie bestätigen: Emotionen verstärken Lernen und Gedächtnisleistung. Studien zeigen, dass emotional geprägte Informationen bis zu doppelt so häufig im Langzeitgedächtnis verankert werden wie neutrale Inhalte (Tyng et al., 2017; Cahill & McGaugh, 1995). Eine emotionale Botschaft schafft damit deutlich häufiger den Transfer ins Langzeitgedächtnis. Mit unseren modernen Mitteln zur Erstellung visueller Inhalte, CGI, 3D, Realbild, KI usw. hat man alle Werkzeuge, diesen Effekt zu erzeugen – sie schaffen nicht nur Verständnis, sondern wichtiger: sie schaffen Begeisterung.
„Hightech muss auch wie Hightech aussehen“, betont Mike Schäfer. „Wenn wir Innovationen vermitteln, geht es nicht nur um Präzision, sondern auch darum, die Faszination spürbar zu machen. Es braucht Visuals, die nicht nur Fakten transportieren, sondern auch ein Gefühl für die Bedeutung der Technologie wecken – ein entscheidender Vorteil in Märkten, in denen Wettbewerb oft über Nuancen entschieden wird.“
„Wir erleben immer wieder, dass ein 30-Sekunden-Clip oder eine große 3D-Skulptur mit Projektion auf einer Messe mehr Gesprächsanfragen auslöst als seitenlange Broschüren“, berichtet Danny Jurk. „Der Vorteil liegt auf der Hand: Potenzielle Partner und Kunden haben sofort ein Bild im Kopf, an das sie anknüpfen können.“
Die Theorie der Embodied Cognition zeigt, dass Menschen abstrakte Sachverhalte besser verstehen, wenn sie mit körperlichen Erfahrungen verknüpft sind. Ein virtueller Rundgang durch eine Chipfabrik, eine animierte Darstellung von Materialflüssen oder ein digitaler Zwilling einer Produktionsanlage geben Orientierung, wo Worte allein nicht reichen.
„Das ist nicht nur eine Frage der Kommunikation nach außen“, erklärt Mike Schäfer. „Auch intern, in der Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Management und Vertrieb, können Visuals Missverständnisse reduzieren und Prozesse beschleunigen. Technik wird damit nicht nur sichtbar, sondern auch anschlussfähig – für Kunden, Mitarbeitende und Partner gleichermaßen.“
Fazit
Unsichtbare Technologien sichtbar zu machen, ist eine gemeinsame Aufgabe. Eine präzise visuelle Übersetzung ist dabei kein Add-on, sondern ein strategisches Werkzeug – die Grundlage dafür, dass Hightech aus Sachsen verstanden, erinnert, wertgeschätzt und besser verkauft wird. Sie wirkt auf drei Ebenen: kognitiv, weil sie komplexe Zusammenhänge verständlich macht, emotional, weil sie Begeisterung weckt, und sozialpsychologisch, weil sie Vertrauen schafft. Wenn das verstanden wird, kann Sachsen nicht nur technologisch, sondern auch kommunikativ auf Augenhöhe mit den führenden Hightech-Regionen der Welt auftreten.
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