Kulturelle Vielfalt verstehen und nutzen
Sprache prägt unser Denken – und damit auch die Art, wie wir Informationen verarbeiten. Wenn Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen zusammenkommen, bringen sie daher auch unterschiedliche „Denkstile“ mit. Auch Kommunikationsstile unterscheiden sich erheblich: Ein „I will do my very best“ auf die Frage „Schaffst du das bis Freitag?“ gilt in Deutschland quasi als Zusage, während es in Indien oder Malaysia ein höfliches „Nein“ bedeutet.
Kommunikation ist dabei weit mehr als gesprochene Worte: Rund 85 % sind nonverbal – Gestik, Mimik und Zwischentöne unterscheiden sich jedoch von Kultur zu Kultur. Für den Arbeitsalltag bedeutet das: Missverständnisse sind fast vorprogrammiert, können aber durch Wissen, Übung und Offenheit deutlich reduziert werden. Kleine Gesten, Wertschätzung und das Bewusstsein für unterschiedliche „Filter“ im Kopf helfen, Brücken zu bauen.
In Taiwan gilt es etwa, direkte Konfrontationen zu vermeiden. Aussagen werden „blumiger“ formuliert, und Ja/Nein-Fragen führen oft nicht zum gewünschten Ergebnis, da ein direktes „Nein“ vermieden wird. Ein weiteres Beispiel: In vielen ostasiatischen Kulturen ist Zurückhaltung in der Selbstdarstellung üblich. Ideen werden selten offensiv vorgetragen, selbst wenn sie inhaltlich wertvoll sind – häufig erst dann, wenn sie durch Daten untermauert sind. In westlich geprägten Kontexten müssen Führungskräfte daher bewusst Räume schaffen oder gezielt nachfragen, um diese Perspektiven einzubinden.

Bild 2: Annegret Pille-Hentschel (CrossWorld BRIDGES) – gab praxisnahe Einblicke in interkulturelle Kommunikation und wie Missverständnisse zwischen Ost und West vermieden werden können.
Praktische Tipps aus der Unternehmenspraxis
Mehrfach betont wurde, wie wichtig klare Absprachen und transparente Rollen in internationalen Teams sind. Verschriftlichte Verantwortlichkeiten oder Meeting-Spielregeln können helfen, Reibungsverluste zu vermeiden. Auch in Deutschland übliche direkte Kritik sollte dabei positiv und wertschätzend formuliert werden, um Gesichtsverlust zu verhindern – besonders in der Zusammenarbeit mit ostasiatischen Kulturkreisen.
Auch von den Teilnehmenden kamen wertvolle Hinweise: So kann das Prinzip „assume positive intent“ – also die Annahme guter Absichten – helfen, entspannter mit kommunikativen Stolpersteinen umzugehen. Gleichzeitig gilt: Interkulturelle Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen. Loyalität, ein zentraler Wert in vielen ostasiatischen Kulturen, lässt sich zudem durch gemeinschaftliche Erlebnisse und Teamgeist stärken. KI-Tools wie ChatGPT können dabei helfen, Kommunikation kulturadäquat zu formulieren – etwa bei der Erstellung von E-Mails.

Bild 3: Carsten König (DAS Environmental Expert) – stellte vor, wie kulturelle Vielfalt im Unternehmen aktiv gefördert und durch klare Strukturen erfolgreich gelebt wird.
Fazit
Der Austausch machte deutlich: Kulturelle Vielfalt verlangt Offenheit, Empathie und manchmal auch etwas Übung – bietet dafür aber enormes Potenzial. Unterschiedliche Sichtweisen bereichern Teams, schaffen Innovation und stärken Zusammenarbeit. Oder kurz gesagt: Kulturelle Vielfalt ist kein Risiko, sondern eine Ressource.
Ein herzliches Dankeschön geht an unsere Referent:innen Prof. Shu-Chen Li (STAGE & TU Dresden), Annegret Pille-Hentschel (CrossWorld BRIDGES) und Carsten König (DAS Environmental Expert) sowie an Applied Materials für die Gastfreundschaft. Und natürlich an die 35 Teilnehmenden, die mit ihren Fragen und Erfahrungen den Arbeitskreis lebendig gemacht haben.
Weiterführende Links
👉Sächsisch-Taiwanesische Gesellschaft (STAGE) e.V.
👉CrossWorld BRIDGES
👉DAS Environmental Expert
👉Arbeitskreis Diversity & Inclusion