Fachkräfte

Bitkom: Deutschlands IT-Unternehmen wollen Frauenanteil erhöhen

Die digitale Wirtschaft will Frauen stärker fördern. So haben sich 24 Prozent der Unternehmen Ziele gesteckt, um den Frauenanteil zu erhöhen. Weitere 14 Prozent planen das konkret, bei 29 Prozent ist dies derzeit in der Diskussion. Für ebenfalls 29 Prozent der Unternehmen sind entsprechende Ziele hingegen auch künftig kein Thema. Das sind Ergebnisse einer Studie des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 500 Unternehmen der Bitkom-Branche repräsentativ befragt wurden. Die Branche beschäftigt in Deutschland derzeit 1,25 Millionen Menschen. Einer aktuellen Bitkom-Prognose zufolge wird die Zahl der Erwerbstätigen im laufenden Jahr um 3 Prozent auf dann 1,29 Millionen steigen, Frauen sind dabei stark unterrepräsentiert.

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Die digitale Wirtschaft will Frauen stärker fördern. So haben sich 24 Prozent der Unternehmen Ziele gesteckt, um den Frauenanteil zu erhöhen. Weitere 14 Prozent planen das konkret, bei 29 Prozent ist dies derzeit in der Diskussion. Für ebenfalls 29 Prozent der Unternehmen sind entsprechende Ziele hingegen auch künftig kein Thema. Das sind Ergebnisse einer Studie des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 500 Unternehmen der Bitkom-Branche repräsentativ befragt wurden. Die Branche beschäftigt in Deutschland derzeit 1,25 Millionen Menschen. Einer aktuellen Bitkom-Prognose zufolge wird die Zahl der Erwerbstätigen im laufenden Jahr um 3 Prozent auf dann 1,29 Millionen steigen, Frauen sind dabei stark unterrepräsentiert.

"Die digitale Wirtschaft muss weiblicher werden", fordert die Vizepräsidentin des Bitkom, Sabine Bendiek, bei der Vorstellung der Untersuchungsergebnisse. "Gemischte Teams sind für den Erfolg von Unternehmen extrem wichtig. Und wir sind auf Frauen angewiesen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und nachhaltiges Wachstum zu sichern. Die Zahlen sind ein Weckruf", so Bendiek.

Die Bundestagsabgeordnete Dr. Anna Christmann (Bündnis 90/Die Grünen) hat dazu 2020 zum Digital-Gipfel der Bundesregierung mit zahlreichen Gleichgesinnten die Initiative #SheTransformsIT gestartet, die sich für mehr Frauen in der Digitalisierung stark macht. Sie unterstreicht: "Wir brauchen mehr Frauen in der Digitalisierung. Die Zahlen zeigen, wie viel es für dieses Ziel noch zu tun gibt. Uns entgehen Innovationspotential, Fachkräfte und die Chance auf eine faire Digitalisierung. Wir brauchen eine gemeinsame Anstrengung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um Frauen in der Digitalbranche zu stärken", so Christmann. Weiter erklärte sie: "Dafür haben wir #SheTransformsIT gegründet. Die erste Bestandsaufnahme macht deutlich, wie dringend unsere Initiative gebraucht wird. Wir wollen, dass zukünftig alle IT-Unternehmen sehen, wie wichtig gemischte Teams sind und was sie für die Gewinnung von Frauen tun können."

Der Bitkom unterstützt die Initiative, hat 2020 den Gründungsaufruf unterzeichnet. Bitkom-Vizepräsidentin Bendiek: "Mit #SheTransformsIT setzen wir uns unter anderem dafür ein, starre Strukturen aufzubrechen, die Digitalwirtschaft zu einem attraktiveren Arbeitsort für Frauen zu machen und Digitalgestalterinnen als Vorbilder öffentlich sichtbar zu machen. Ziel ist es, konkret umsetzbare und praktische Lösungen aufzeigen."

Bisher ist der Frauenanteil gering: Mehr als jedes zehnte Unternehmen (11 Prozent) der Branche hat keine Frau in der Belegschaft. In 76 Prozent liegt der Frauenanteil bei weniger als 25 Prozent und lediglich in 7 Prozent der Unternehmen liegt er zwischen 26 und 50 Prozent. Je kleiner das Unternehmen, umso kleiner auch der Frauenanteil. Mit steigender Größe wächst der Studie zufolge auch der Frauenanteil deutlich. Die Unternehmen aller Größen eint allerdings: Besonders selten findet man Frauen in der Führungsetage. 49 Prozent haben keine Frau im Top-Management.

Die Faktoren, die den Aufstieg von Frauen hemmen, sind extern wie intern vielfältig. Einige Hürden könnten die Unternehmen selbst beseitigen:  So sagen 66 Prozent, dass traditionelle Rollenbilder in den Unternehmen dazu beigetragen hätten, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen gering ist. Zudem vermuten 62 Prozent eine geringe Attraktivität der digitalen Wirtschaft für Frauen in Führungspositionen. Hürden beim Wiedereinstieg, etwa nach einer Schwangerschaft, sieht die Hälfte der Unternehmen (51 Prozent) als problematisch. 41 Prozent bezeichnen die Präsenzkultur in Firmen als hemmend für Frauenkarrieren und knapp jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) sieht eine gläserne Decke in der Branche.

Mit Blick auf die Rahmenbedingungen verweisen 78 Prozent darauf, dass die mangelnde Betreuungsinfrastruktur für Kinder Frauenkarrieren hemme. Zudem meinen 54 Prozent, es gebe zu wenige qualifizierte Kandidatinnen. Darüber hinaus erklären 47 Prozent, Frauen würden sich selbst schlechter vermarkten und verfügten über keine ausreichenden Netzwerke (38 Prozent).

Unternehmen fehlt klare Zuständigkeit für Gleichstellung
Bisher fehlt in jedem zweiten befragten Unternehmen (50 Prozent) die Zuständigkeit für die Gleichstellung von Frauen und Männern. Lediglich in 2 bzw. 3 Prozent der befragten Firmen gibt es Gleichstellungs- bzw. Diversity-Verantwortliche, in einem knappen Viertel (24 Prozent) übernimmt die Personalabteilung diese Aufgabe, bei 22 Prozent ist sie unmittelbar in der Geschäftsführung angesiedelt. Es sind fast ausschließlich Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten, die die Verantwortung nicht geregelt haben. So gut wie alle Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigen haben das Thema geklärt. Dazu Bitkom-Vizepräsidentin Bendiek: "Die Gleichstellung von Frauen und Männern muss immer auch eine Führungsaufgabe sein. Nur wenn Vorgesetzte die Chancengleichheit aktiv vorleben, können die notwendigen Umbrüche gelingen. Gleichstellung muss Teil der DNA eines jeden Unternehmens werden."

Die digitale Wirtschaft will auf eine Vielzahl von Maßnahmen setzen, um den Frauenanteil zu erhöhen. 40 Prozent haben bereits Weiterbildungsprogramme zur Förderung von Frauenkarrieren im Einsatz, weitere 15 Prozent planen dies. 34 Prozent setzen auf familienfreundliche Arbeitsbedingungen, 11 Prozent wollen ihren Einsatz dafür weiter verstärken. Rund ein Viertel (24 Prozent) kooperiert gezielt mit Hochschulen, um Frauen zu gewinnen, weitere 14 Prozent wollen das künftig tun. Spezifischere Maßnahmen, etwa Präsenz auf Messen und Karriere-Events für Frauen, gibt es bisher nur in 9 Prozent der Unternehmen, 7 Prozent haben entsprechende Planungen, für 68 Prozent ist das indes kein Thema. Auch feste Zielgrößen für Frauen in Führungspositionen oder die Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation sind für viele Unternehmen (jeweils 76 Prozent) aktuell noch kein Thema.

"Die meisten Unternehmen wissen, wie wichtig die Gleichstellung von Männern und Frauen für ihre Zukunft ist. Jetzt müssen sie spezifische Maßnahmen treffen, um Frauenkarrieren wirksam zu fördern. Es braucht Role Models und die gezielte Ansprache von Frauen in der Personalgewinnjung, starke Frauen mit Führungsverantwortung, leistungsfähige Netzwerke und ganz konkrete Maßnahmen wie die Verankerung von Frauenförderung in Zielvereinbarungen von Führungskräften", so Bitkom-Vizepräsidentin Sabine Bendiek.

Denn die Stärken gemischter Teams sind den IT-Unternehmen klar: 93 Prozent erklären, dass sie zu einem besseren Betriebsklima beitragen, 73 Prozent berichten von höherer Produktivität in gemischten Teams. Zudem bestätigen 85 Prozent, dass Frauen neue Ideen und andere Sichtweisen ins Unternehmen einbringen und 83 Prozent meinen, dass die Wirtschaft auf IT-Spezialistinnen angewiesen ist, um dem Fachkräftemangel zu begegnen.

Weiterführende Links

www.bitkom.org  

Grafiken: Bitkom

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