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Von der Elektronik-AG zum Chip-Design

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Wie durch ehrenamtliches Engagement im Freiberger Jugendtechnikhaus die Fachkräfte von übermorgen begeistert werden.
Die grüngrauen Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Hoch konzentriert fokussiert Franz ein Stück Draht eines Widerstandes und lötet es auf einer Leiterplatte fest. Der Zehntklässler sitzt im Freiberger Jugendtechnikhaus und baut gerade einen Schaltkreis in der Arbeitsgemeinschaft Elektronik. Geleitet wird sie von Stefan Schubert, der beim Kesselsdorfer Unternehmen Productivity Engineering GmbH der Serma Group als Entwicklungsleiter arbeitet.
Seit zwei Jahren engagiert sich der Freiberger hier ehrenamtlich jeden Mittwoch. In der klassischen Elektronik-Arbeitsgemeinschaft lernen aktuell vier Acht- bis Zehntklässler experimentell, wie elektronische Bauteile funktionieren und bauen selbst einfache Schaltungen. "Die Teilnehmer erarbeiten sich elektronisches Grundlagenwissen weit über den Physikunterricht hinaus, basteln und nehmen die Ergebnisse stolz mit nach Hause", so Schubert. Mit diesen Grundlagen seien sie interessiert und geeignet für ein weites Feld an Berufen der Elektrotechnik/Elektronik oder ein entsprechendes Studium.

"Nicht nur reden – machen!"

"Ich gebe den Schülern Impulse durch die Erklärung bestimmter Bastelprojekte und wie man die nach der Fertigstellung weiter nutzen kann", erklärt Schubert. "Sie entscheiden dann zusammen, welches Projekt sie in den folgenden Wochen bearbeiten wollen. Ich vermittle eher analoge Schaltungskenntnisse als digitale. Wir schauen uns beispielsweise an, wie ein Bipolartransistor funktioniert oder wie Schwingungen erzeugt oder vermieden werden." Ergänzend trägt Schubert theoretische Grundlagen zusammen und bereitet sie für die Jugendlichen altersgerecht auf.

"Ausschlaggebend war für mich der Gedanke: Nicht nur reden – machen!", antwortet Stefan Schubert auf die Frage nach der Motivation. "Ich habe selbst als Schüler viele Jahre in der Elektronik-AG gebastelt. Auf diesem außerschulischen Engagement meines Physiklehrers baute sich mein gesamtes berufliches Leben auf. Die Wichtigkeit dieser frühen Interessensausprägung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden."

Die Räumlichkeiten für die vom Freiberger Jugendtechnikhaus angebotene AG stellt die Frolyt GmbH zur Verfügung. Schuberts Schüler sind nach spezieller Interessenslage ausgewählt aus einem Pool von aktuell 70 Jugendlichen, die regelmäßig in die privat geführte Freizeiteinrichtung kommen.
"Für unsere Angebote müssen wir schon seit Jahren keine Werbung mehr machen, es treffen ständig neue Anfragen ein, daran hat selbst Corona nichts geändert" erklärt Nils Tiebel, der die Einrichtung gemeinsam mit seiner Frau und zwei Minijob-Mitarbeitern betreibt.   

20 Unternehmen aus Industrie und Handwerk in Freiberg und Umgebung beauftragen und finanzieren den Betrieb des Jugendtechnikhauses, das sich im Herbst auf sein zehnjähriges Jubiläum vorbereitet.
"Wir hatten anfangs versucht, das Haus ehrenamtlich zu betreiben, das war aber nicht schaffbar", erzählt Tiebel. "Mittlerweile stehen wir als Ehepaar-GbR voll und ganz dahinter. Wir arbeiten im Sinne der Jugendlichen und im Auftrag der Wirtschaft", erläutert Tiebel sein Geschäftsmodell. Er sei froh über das Engagement von Schubert, der bei den Jugendlichen beliebt sei. Er zeigt sich überzeugt, dass Unternehmen von solchen Engagements mittelfristig profitieren, denn sie hätten später den Vorteil, "dereinst bei uns vorgebildete junge Menschen als hochmotivierte und bestens befähigte Fachleute" einzustellen.

Jugendlichen auch als Mitarbeitende der Zukunft sehen

"Das Jugendtechnikhaus in Freiberg ist eine Erfolgsgeschichte", findet Stefan Schubert. Als vergleichbares Angebot in Sachsen sei ihm eine ähnliche AG nur in den Technischen Sammlungen Dresden bekannt. Er würde sich wünschen, dass das Freiberger Konzept durch engagierte, im Umgang mit Kindern und Jugendlichen erfahrene und technikaffine Menschen vielfach kopiert wird. Vielleicht, so seine Überlegungen, könnten Unternehmen lokal, gerade im ländlichen Raum, solche Einrichtungen nicht nur finanziell (und unbürokratisch) unterstützen, sondern auch ihre Mitarbeitenden, die zu einem ehrenamtlichen Engagement bereit sind, zum Beispiel durch eine Freistellung für einen Nachmittag pro Woche für eine entsprechende Aktivität in dieser Zeit.

Etwa vier Wochenstunden investiert Schubert für sein Ehrenamt. Zwar sei dieses Engagement keines, das sofort Ergebnisse zeige. Denn nur die wenigsten Jugendlichen, die an der AG teilnehmen, studieren später Elektrotechnik. „Bevor einer der Achtklässler mit dem Studium fertig ist, vergehen zehn Jahre. Da hat meinen Job im Unternehmen wohl schon ein Nachfolger", lacht Schubert. "Aber vielleicht unterstütze ich diese AG ja dann immer noch als Ruheständler.". Sein ehrenamtliches Engagement, für das er kein Geld verlangt, sieht er vor allem als sinnvolle Freizeitbeschäftigung für sich selbst, aber auch als Investition in die Zukunft. "Die geburtenschwachen Jahrgänge werden unsere Gesellschaft hart treffen. Wir brauchen gut bezahlte und ausgebildete Nachwuchskräfte, denn die finanziellen Herausforderungen in unseren Sozialsystemen lassen sich leichter mit gut bezahlten Fachkräften bewältigen. Die Jugendlichen auch als Mitarbeitende der Zukunft zu sehen und dafür fit zu machen kann man auch als unser aller Aufgabe verstehen", appelliert Stefan Schubert.

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