Außerdem: Nexperia-Update; Was europäische Halbleiter kosten dürften; Katalonien übernimmt Vorsitz der europäischen Halbleiterregionen
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Außerdem: Nexperia-Update; Was europäische Halbleiter kosten dürften; Katalonien übernimmt Vorsitz der europäischen Halbleiterregionen
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Die wichtigsten News, Trends und Entwicklungen der nationalen und internationalen Halbleiterindustrie – kompakt, prägnant und verständlich aufbereitet. Das ist „What’s Chippening“, der News-Podcast aus dem Herzen der europäischen Mikroelektronik, dem Silicon Saxony.
Nvidia, Telekom & die Frage der Souveränität
Die „Industrial AI Cloud“ wurde am 4. November in Berlin groß vorgestellt: Ein Rechenzentrum im Münchner Tucherpark mit rund 10.000 NVIDIA-GPUs und ca. einer Milliarde Euro Budget soll ab Q1/2026 Industrie-KI in Deutschland und Europa voranbringen. Frank und Julia ordnen die News unter Souveränitätsaspekten ein: Positiv bewerten sie das Signal und das breite Ökosystem (u. a. Siemens, Agile Robots, Wandelbots, Quantum Systems, PhysicsX, Perplexity) – aber echte digitale Souveränität bleibt strittig, da Design und Fertigung der GPUs außerhalb Europas liegen. Offen ist auch, wie stark der Mittelstand konkret profitiert. Passend dazu: ALASCA wirbt für offene, europäische Cloud-Stacks. Außerdem sprechen sie über den ganz anderen Weg von China und zwar gibt es hier neue Vorgaben, staatlich geförderte Rechenzentren nur mit einheimischen KI-Chips zu bestücken. Obwohl auch Europas Berater in der Sicherheitspolitik mehr Eigenständigkeit fordern, bleibt die Hardware-Frage Europas Schwachstelle.
👉 Für ein souveränes Deutschland: Telekom startet Industrial AI Cloud mit NVIDIA | Deutsche Telekom
VW entwickelt SoCs in China für China
Volkswagen entwickelt im JV Carizon mit Horizon Robotics ein eigenes SoC für fortgeschrittene Assistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen – maßgeschneidert für chinesische Verkehrsrealitäten. Frank ordnet das SoC als das „Gehirn“ moderner Fahrzeuge und damit ein zentrales Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb ein. Für VW selbst ist die Ankündigung Teil der zweiten Phase 2 seiner China-Strategie. Nach Phase eins, Lokalisierung/Konsolidierung, geht es in Phase zwei um die lokale Entwicklung von Schlüsseltechnologien. Unter Souveränitätsaspekten und für den Automobilstandort Deutschland und Europa kritisch. Wenn Entwicklung und Nutzung auf China fokussiert bleiben, stärkt das das dortige Ökosystem – Europa profitiert wenig, obwohl Lösungen prinzipiell übertragbar wären. Vergleich: Mercedes (Athos) ist hier schon weiter.
👉 Autobauer: VW investiert in eigenen Chip – für den chinesischen Mark
James C. McGroddy Prize für Dresdner Professor Thomas Mikolajick
Thomas Mikolajick, Professor für Nanoelektronik an der Technischen Universität Dresden (TUD) und wissenschaftlicher Direktor der NaMlab gGmbH, wird gemeinsam mit seinem Kollegen Sayeef Salahudduin von der UC Berkeley mit dem James C. McGroddy Prize for New Materials 2026 ausgezeichnet. Die American Physical Society würdigt damit seine Forschung zu Materialien und Bauelementen der Mikroelektronik. Im Jahr 2006 hat Tim Böscke, damals Doktorand bei der Qimonda AG in Dresden, entdeckt, dass dünne, dotierte Hafniumoxid-Filme ferroelektrisch sein können. Im Gegensatz zu den bis dahin bekannten Ferroelektrika wie z. B. PZT (Blei-Zrikon-Titanat) können dadurch die herausragenden Eigenschaften von ferroelektrischen Materialien in einfacher Weise in einen Halbleiterprozess integriert werden. Hafniumoxid ist seit ca. 20 Jahren ein Standardmaterial der Halbleiterelektronik.
Die NaMLab gGmbH unter Leitung von Prof. Mikolajick, hat diese zunächst unerwartete Entdeckung nach der Insolvenz von Qimonda aufgegriffen, entscheidend zum Verständnis des Effektes beigetragen sowie verschiedene Anwendungsmöglichkeiten erforscht. Dadurch konnte der Effekt, der seither eng mit der NaMLab gGmbH verknüpft ist, sowohl im industriellen Umfeld als auch in der akademischen Welt bekannt gemacht werden.
Der Preis bringt internationale Sichtbarkeit – für das Thema und den Standort. Im Markt-Update betont Frank: Europa ist bei Speicher nach Qimonda faktisch importabhängig; die FMC plant eine Fab in Magdeburg (förderabhängig). RAM-Preise ziehen an, Kapazitäten wandern in lukrativere HBM-Segmente.
👉 LinkedIn Video von Professor Thomas Mikolajick
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Nexperia-Update
Nexperia begrüßt die einjährige Aussetzung der US-„Affiliate Rule“ – sie hätte das Unternehmen faktisch wie sanktioniert behandelt. Positiv ist auch, dass China Ausfuhren aus Nexperia-Werken unter Auflagen wieder erleichtert. Gleichzeitig bleibt die Lage angespannt: rechtliche/operative Konflikte in China, unklare Kriterien für Exportgenehmigungen und eine faktische Entkopplung der China-Einheiten. Die Bundesregierung steht im Austausch; für Europa/UK (Hamburg, Manchester) bleibt es eine vertrackte Konstellation.
👉 Update on company developments | Nexperia
Was europäische Halbleiter kosten dürften
Bitkom hat 457 chipnutzende Unternehmen befragt: 74 % würden für gleichwertige, in Europa gefertigte Chips max. +5 % zahlen, 17 % gehen bis +10 % mit. Nur 5 % wollen höchstens +1 %, 1 % lehnt Aufpreise grundsätzlich ab. Frank: Hier zeigt sich das Kernproblem europäischer Fertigung – hohe Energie-/Wasser- und Logistikkosten sowie Kapitalbindung. Ohne Abnahmegarantien und verlässliche Auslastung bleibt Skalierung schwer. (Der angekündigte Industriestrompreis könnte ein Hebel werden.)
👉 Halbleiter: Mehr Produktion, Forschung und Entwicklung aus Deutschland gefordert | Presseinformation | Bitkom e. V.](https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Halbleiter-Mehr-Produktion-Forschung-Entwicklung-Deutschland
👉 Deutsche Unternehmen wollen nur wenig mehr für Chips aus Europa zahlen | heise online
Katalonien übernimmt Vorsitz der europäischen Halbleiterregionen
Sachsen übergibt nach zwei Jahren in Vorsitz und Co-Vorsitz den Staffelstab in der European Semiconductor Regions Alliance (ESRA). Vertreterinnen und Vertreter der ESRA trafen sich dafür in Barcelona. Nach dem Aufbau tragfähiger Arbeitsstrukturen, zwei Positionspapieren und mehreren Workshops mit Generaldirektionen der Europäischen Kommission scheidet Gründungsmitglied Sachsen aus dem ESRA-Vorsitz aus – bleibt aber als Impulsgeber und Bindeglied zur Kommission weiter aktiv. Mittlerweile gehören 37 europäische Halbleiterregionen dem Bündnis an.
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Speicherchips bestimmen Branchenwachstum
Die weltweiten Halbleiterverkäufe sind im dritten Quartal deutlich gestiegen – um 15,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Das meldet die Welt-Halbleiter-Vereinigung WSTS. Besonders stark war das Wachstum bei Speicherchips, die um fast 30 Prozent zulegten. Insgesamt erreichte die Branche einen Umsatz von 164 Milliarden US-Dollar. Damit setzt sich die Erholung nach dem schwachen Jahr 2023 fort – angetrieben vor allem durch die Nachfrage nach KI- und Rechenzentrums-Chips.
👉 Q3 semi sales up 15.8% on Q2 | Electronics Weekly
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Zur Folge
👉 Folge bei Apple Podcasts hören
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🎧 „What’s Chippening“ erklärt die wichtigsten News aus der Welt der Mikroelektronik. Wenn ihr uns unterstützen wollt, lasst uns eine Bewertung oder ein Abo da. Schickt uns Feedback und Themenwünsche an redaktion@silicon-saxony.de.
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