Software

Zebra, Einhorn oder Kakerlake – Tierische Softwareunternehmen

Von Einhörnern ist im Unternehmensumfeld – speziell bei Start-ups – nicht so selten die Rede. Wie ihre namensgebenden Fabeltiere sind sie begehrt, weil ebenso selten wie wertvoll. Doch auch Zebras, Gazellen oder Kakerlaken stehen für Unternehmenskonzepte. Von „nachhaltig “ über „profitabel “ bis „robust“. Wir erklären die verrückte Unternehmenstierwelt.

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Von Einhörnern haben im Unternehmensumfeld – speziell bei Start-ups – die meisten schon gehört. Wie ihre namensgebenden Fabeltiere sind sie begehrt, weil ebenso selten wie wertvoll. Mit mindestens einer Milliarde US-Dollar vor Börsengang oder einem Exit der Investoren bewertet, gelten sie als heiliger Gral der Anlegerszene und werden gehypt, wo immer sie auftauchen. In Sachsen machte sich zuletzt z.B. das Softwareunternehmen Staffbase einen Namen als „Unicorn“.

Doch immer häufiger tritt eine neue Spezies in den Vordergrund. Das Zebra erobert sich seinen Platz im tierischen Unternehmens-Zoo und könnte dem Einhorn sogar den Rang ablaufen. Und es ist nicht allein. Auch die Gazelle schielt auf die Vorherrschaft im Tierreich und selbst Kakerlaken behaupten ihren Platz im Geschehen. Wir haben uns die Unternehmenskonzepte der tierischen Metaphern einmal genauer angeschaut und erklären ihre Bedeutung. Sind Sie bereit? Dann begeben wir uns jetzt auf eine kleine Safari durch den tierischen Software-Dschungel.

Das fabelhafte Einhorn: Begehrtes Ziel mit Nachteilen

Wenn in der Startup-Welt von Einhörnern gesprochen wird, sind damit keine mythischen Wesen gemeint, sondern junge Unternehmen, die auf eine Marktbewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar kommen – und zwar bevor sie an die Börse gehen oder von Investoren verkauft werden. Diese Firmen sind extrem wertvoll und jeder Gründer und jede Gründerin träumt davon, zu dieser seltenen Gattung zu gehören.

Für Risikokapitalgeber – die sogenannten Venture Capitalists – sind solche hochbewerteten, schnell wachsenden Startups besonders attraktiv. Sie sind stets auf der Suche nach dem nächsten Einhorn, das nicht nur ihre Investitionen rechtfertigen kann, sondern auch ihre Reputation in der Branche stärkt.

Doch was geschieht mit den Unternehmen, die die hohen Erwartungen ihrer Investoren nicht erfüllen? Viele von ihnen entwickeln sich zwar stetig, erreichen jedoch nie die begehrte Milliardenmarke. Diese Firmen erfahren oft einen harten Druck von ihren Geldgebern und werden nicht selten fallengelassen, wenn sie nicht liefern. So bleiben viele Unternehmen mit Potenzial auf der Strecke. Ein Grund für Unternehmer und Unternehmerinnen, sich nicht dem Highspeed-Wachstum um jeden Preis hinzugeben, sondern nachhaltig wachsen zu wollen.

Das verantwortungsbewusste Zebra: Nachhaltigkeit statt schneller Exit

Genau dieser Ansatz wird von den „Zebras“ verfolgt. Der Ausdruck „Zebra“ für eine bestimmte Art von Start-ups wurde von den vier Gründerinnen Scholz, Zepeda, Brandel und Williams geprägt. Sie führten diesen Begriff 2017 in einem Artikel auf der US-amerikanischen Plattform Medium ein. Der Artikel setzte sich kritisch mit der allgegenwärtigen Obsession vieler Startups auseinander, schnellstmöglich zu wachsen und hohe Gewinne zu erzielen. Die Wahl des Zebras als Symbol war dabei besonders sinnbildlich: Zebras sind schwarz und weiß, was hier für profitabel und sozial verantwortungsvoll steht – zwei Eigenschaften, die nach Meinung der Gründerinnen unzertrennlich miteinander verbunden sein sollten.

Ein weiterer Grund für die Wahl des Zebras liegt in seinem Charakter als Herdentier, im Gegensatz zum Einzelgängertum. Zebras erreichen ihre Ziele durch Zusammenarbeit und Gemeinschaft, nicht durch individuelle Alleinstellungsmerkmale.

Einhorn und Zebra im Vergleich

Einhorn

  • Wachstum: exponentiell
  • Strategie: Monopolstellung durch Disruption
  • Ziel: hohe Marktbewertung
  • Motto: mehr

Zebra

  • Wachstum: nachhaltig
  • Strategie: Ko-Existenz und Kooperation
  • Ziel: gesellschaftlicher Einfluss
  • Motto: genug, besser

Sind Zebras die besseren Einhörner?

Die Zebra-Bewegung wirft eine kritische Frage auf: Sind die rasch wachsenden Einhörner wirklich die idealen Vorbilder? Vor allem dann, wenn der Profit zulasten menschlicher Bedürfnisse, sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz geht? Betrachtet man Einhörner wie Uber, Airbnb oder Flixbus, deren Geschäftsmodelle oft für die schlechten Arbeitsbedingungen der Fahrer*innen oder die steigenden Mieten in Großstädten kritisiert werden, ist diese Kritik nicht unbegründet.

Gleichwohl geht es uns nicht um „besser“ oder „schlechter“. Auch Überflieger-Unternehmen, die binnen kürzester Zeit einen enormen Marktwert erzielen, müssen nicht zwangsläufig moralisch unterlegen sein. Ein anderer Effekt, wiegt hier wesentlich schwerer. Im Vergleich zu der relativ geringen Anzahl an Einhörnern, ziehen diese einen Großteil der Aufmerksamkeit auf sich. Nicht nur die Zebras werden neben ihnen oft übersehen, was wiederum dazu führt, dass diese nachhaltiger orientierten Unternehmen es oft schwerer haben, die notwendigen finanziellen Mittel sowie Anerkennung und Unterstützung zu erhalten.

Die dynamische Gazelle: Agiler Wachstumsmotor

Gazellen sind agile, schnell wachsende Unternehmen, die rasch auf dem Markt expandieren. Sie zeichnen sich durch beeindruckende Wachstumsraten aus und steigern ihr Umsatzvolumen und/oder ihre Mitarbeiterzahlen drei Jahre in Folge um durchschnittlich mehr als 20 Prozent pro Jahr. Mit etwa 19,8 Jahren sind sie deutlich jünger als etablierte Unternehmen, die oft schon seit über 42 Jahren bestehen. Diese Jugendlichkeit spiegelt sich in ihrer dynamischen und flexiblen Unternehmensführung wider, die sie besonders anpassungsfähig für Marktveränderungen macht. Gazellen sind mit im Schnitt 155 Mitarbeitenden kleiner und besitzen auch deshalb die Fähigkeit, agiler zu operieren. Interessanterweise sind unter den Gazellen viele Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe zu finden, was darauf hinweisen könnte, dass gerade in der produzierenden Industrie innovatives Wachstumspotenzial steckt. Dazu passt auch, dass Forschung und Entwicklung eine entscheidende Rolle für das schnelle Wachstum der Gazellen spielen. Nachhaltigkeit und Ökologie stehen dafür weniger im Fokus, was den Hauptunterschied zu den Zebras ausmacht. Insgesamt sind die Gazellen nicht nur wichtige Wachstumsmotoren, sondern auch bedeutende Arbeitgeber. Ihr dynamisches Wachstum trägt wesentlich zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und zur Stimulierung der Wirtschaft bei. Ihr Erfolg zeigt, dass Agilität und eine proaktive Anpassung an Marktbedingungen Schlüsselkomponenten für das Überleben und Gedeihen in unserer schnelllebigen und von einem enormen technologischen Fortschritt geprägten Wirtschaftswelt sind.

Die widerstandsfähige Kakerlake: Robuster Player auch in unsicheren Zeiten

Man mag es nicht glauben, aber auch ein langsamer, schrittweiser Fortschritt kann der richtige Ansatz sein – willkommen in der Welt der Kakerlaken.

Kakerlaken mögen nicht die beliebtesten Kreaturen sein, aber sie sind echte Überlebenskünstler. Auch die Startups und Unternehmen, die nach ihnen benannt werden, sind für ihre Zähigkeit und Überlebensfähigkeit bekannt. Sie sind weder glamourös noch aufstrebend, aber sie zeichnen sich durch ein nachhaltiges, stetiges Wachstum zu eigenen Bedingungen aus, bevor externe Investoren nötig sind. Aufgrund ihrer schlanken Betriebsstruktur, können sie Kosten minimieren und flexibel auf Veränderungen reagieren. Ihr oberstes Ziel ist es, unabhängig von äußeren Einflüssen profitabel zu bleiben. Deshalb beeindrucken sie auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten – wie beispielsweise der Corona-Pandemie – durch ihre Fähigkeit, mit minimalen Ressourcen auszukommen.

Fazit

Die Welt der Startups ist vielfältig und die Wahl des „tierischen“ Modells kann tiefgreifende Auswirkungen auf die Strategie, Kultur und letztendlich den Erfolg eines Unternehmens haben. Egal ob man sich als Einhorn, Zebra, Gazelle oder Kakerlake sieht, wichtig ist, dass die gewählte Strategie zu den langfristigen Zielen der Gründerpersönlichkeit und des Teams passt.

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Dieser Beitrag ist im Rahmen der NEXT „Im Fokus: Software“ entstanden.

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