SAP: Agile Produktion in unsicheren Zeiten – Digitaler Showcase für diskrete und Prozess-Industrien
Die weltweite COVID-19-Pandemie und auch der Brexit stellen die produzierende Industrie derzeit vor große Herausforderungen, da die globalen Lieferketten häufig nicht so verlässlich funktionieren wie gewohnt. Mit der digitalen SAP Industry 4.NOW Experience können SAP-Kunden sich inspirieren lassen, wie sie ihre Produktion in Zeiten der Krise agiler aufstellen.
Die weltweite COVID-19-Pandemie und auch der Brexit stellen die produzierende Industrie derzeit vor große Herausforderungen, da die globalen Lieferketten häufig nicht so verlässlich funktionieren wie gewohnt. Mit der digitalen SAP Industry 4.NOW Experience können SAP-Kunden sich inspirieren lassen, wie sie ihre Produktion in Zeiten der Krise agiler aufstellen.
Fahrradfahren, Klettern, Segeln: Hobbys, die man betreiben kann, ohne sich in eine Menschenmenge begeben zu müssen, erlebten in den vergangenen 12 Monaten einen regelrechten Boom. In Zeiten des Social Distancing haben viele Menschen ihre Liebe zu Outdoorsportarten (wieder)entdeckt.
Die Pandemie generiert so eine enorme Nachfrage nach Sportgeräten vom Mountainbike bis zum Sportboot – und kappt gleichzeitig wichtige internationale Lieferketten.
"Seit dem Frühjahr 2020 erreichen uns immer mehr Meldungen von produzierenden Unternehmen, deren Auftragsbücher voll sind, die aber ihre Waren nicht ausliefern können", erklärt Ralf Lehmann, Senior Director Solution Management Digital Manufacturing und Industrie 4.0 bei SAP.
Herausforderungen für die Supply Chain durch COVID-19 So drohten etwa Fahrräder knapp zu werden, weil eine Sattelstütze oder ein Tretlager, das nahezu alle Hersteller verwenden, aus China nicht geliefert werden konnten. Und obwohl in 2020 ein regelrechter Run auf Sportboote einsetzte, scheiterte die Fertigstellung häufig an den fehlenden Komponenten, die fremdbeschafft werden müssen, wie z.B. speziell gebogene Scheiben für Boote.
"Einer der wenigen Hersteller sitzt in Italien", erklärt Lehmann. "Als das ganze Land wegen der Pandemie in den Shutdown gehen musste, war erst mal kein Nachschub an Frontscheiben zu bekommen." Ähnliche Szenarien lassen sich für den Brexit finden, als sich Verfügbarkeiten von einem Tag zum anderen änderten.
"Das ist das Dilemma fehlender Agilität", so Lehmann. "Man ist vom Hersteller eines Einzelteils abhängig und kann nicht verkaufen, obwohl das Produkt zu 98% fertig ist und ausgeliefert werden könnte."
In einer globalen Wirtschaftswelt haben Unternehmen sich darauf verlassen können, bestimmte Produktionsschritte in anderen Ländern ausführen zu lassen. Mit der Pandemie haben sich die Spielregeln geändert. "Das kann im schlimmsten Fall zu einer Knappheit bestimmter Güter am Markt führen", erklärt Lehmann.
Von Industrie 4.0 zu Industry 4.Now "Die Frage, die sich viele SAP-Kunden im produzierenden Gewerbe derzeit stellen, ist also: Wie können wir heute unsere Fertigung anpassen, damit wir kleine Losgrößen unterschiedlicher Art und Natur produzieren können und so das eigene Unternehmen sicher durch die Krise steuern?" Lehmann und sein Team wollen Kunden dabei unterstützen, diese Frage auf ihre spezifische Situation zugeschnitten zu beantworten.
SAP hat bereits im Sommer 2020 das Programm Industry 4.Now ins Leben gerufen.
Lehmann erklärt: "Das aktuelle Problem vieler Kunden, ihre Fertigung agil an den Markt anpassen und auch auf Situation zu reagieren, die sich kurzfristig ändern – das ist ein typischer Industrie 4.0 Anwendungsfall, wie wir ihn mit dem Kunden anhand unseres Showcases Industry 4.Now in Walldorf durchspielen und gemeinsam nach Lösungen suchen können." Design-to-Operate-Prozess als digitaler Zwilling Dieser ursprünglich für die Hannover Messe gebaute Showcase für diskrete Industrien erlaubt eine individuelle Konfiguration für den einzelnen Kunden und dessen spezifisches Problem. Nachdem die Messe 2020 entfallen musste, wurde der Showcase in Walldorf aufgebaut und SAP-Kunden physisch zugänglich gemacht.
"Der Showcase beinhaltet einige industrielle Komponenten – Equipment, das von SAP-Partnern zur Verfügung gestellt wurde. Die Installation erfordert handwerkliche Leistungen, die vor Ort ausgeführt werden müssen. Auch SAP als digitales Unternehmen, musste zusehen, wie schwierig eine physische Installation in Pandemiezeiten ist." sagt Karol Kalisz, Project Lead für den Showcase bei SAP. "Es fehlten uns wichtige Spezialisten, die nicht reisen konnten und auch Baukomponenten, die durch flexible Alternativen ersetzt werden mussten. Nur durch unsere langjährige und vertraute Zusammenarbeit mit den Partnern konnte SAP die Aufgabe rechtzeitig ausführen".
Nach erfolgreicher Installation des physischen Equipments wurde der digitale Auftritt des Showcases umgesetzt. Unter den verschärften Pandemie-Maßnahmen können sich die Kunden nun zu einer digitalen Experience anmelden, bei der ihnen der physische Showcase remote vorgeführt wird – bequem vom heimischen Bildschirm aus. SAP bietet auch online eine Version des Showcases an, die in einer digitalen Form die Inhalte von Industrie 4.0 sowie integrierte Wertschöpfungsketten für die diskreten und prozessorientierten Industrien aufzeigt.
"Es handelt sich um eine vollständige digitale Abbildung des physischen Showcases", sagt Lehmann. "Wir sprechen deshalb von einem digitalen Zwilling, der den kompletten Design-to-Operate-Prozess abbildet, also Design, Planung, Herstellung, Implementierung, Betrieb, Wartung."
Angenommen, ein Kunde produziert ein Ventil, aber die Kappen dafür können aktuell nicht aus Asien geliefert werden. Welche Möglichkeiten der Steuerung hat diese Firma nun, wenn ein Teil der Produktionskette ausfällt? Mit Hilfe des Showcases können unterschiedliche Ansätze strategischer Natur geprüft werden, wie Auswirkungen dieser Störung – ein fehlendes Ersatzteil – an unterschiedlichen Stellen entlang der Produktionskette abgefedert werden können.
Sollte das Design des finalen Produkts geändert werden? Die Planung umgestellt? Der Workflow bei der Herstellung angepasst? "Viele Fragen dieser Art werden in dem Showcase exemplarisch dargestellt und beantwortet", sagt Kalisz. "Verschiedene Ansätze können situationsbedingt evaluiert werden, um die beste Entscheidung im Sinne des Unternehmens zu treffen."
Im Fall des fehlenden Ersatzteils besteht eine Möglichkeit darin, den vorhandenen Maschinenpark derart umzubauen, dass unterschiedliche Produkte derselben Sparte hergestellt werden können. "Von Maschinenbau zu Glasguss wechseln geht natürlich nicht", sagt Lehmann. "Aber eine Produktionsanlage im Maschinenbausegment kann unter Umständen nicht nur Motorblöcke bauen, sondern auch ähnliche Bauteile." Das heißt, die Parameter eines Bauteils der Produktionsanlage – etwa einer Fräse – werden neu eingegeben, so dass ein anderes Teilprodukt hergestellt werden kann.
"Industrie 4.0 macht das möglich", sagt Lehmann. "Das war auch schon vor der Pandemie so, aber gerade jetzt gewinnt das Thema noch einmal kräftig an Bedeutung." So erhalten Betriebe wieder mehr Fertigungstiefe und können ihre Industriekomponenten dynamisch an die aktuellen Marktgegebenheiten anpassen.
"Unternehmen, denen das gelingt, sind die Gewinner in der gegenwärtigen Situation", ist Lehmann überzeugt. "Und bei SAP wünschen wir genau das natürlich unseren Kunden und unterstützen sie dabei nach Kräften."