„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“, bemerkte im 18. Jahrhundert der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Nun ist es menschlich, über den eigenen Gartenzaun oder auf den benachbarten Teller zu blicken. Nur sollte man sich stets bewusst darüber sein, dass genau da das Gras ein wenig grüner, die Portion ein wenig größer erscheint. Oft ein trügerisches Bild. Doch eines, das verfängt und auf dunkle Pfade führt. Denn schon beginnt der kleine „Ich-bin-nie-zufrieden-Mann“ (ein Gedankenkonstrukt aus dem deutschen Film Lammbock) oder die kleine „Ich-bin-nie-zufrieden-Frau“ im eigenen Kopf die Stricke von Gier, Neid und Missgunst zu ziehen. Die Rationalität geht flöten. Buntes wird plötzlich grau. Schönes plötzlich hässlich. Gutes plötzlich schlimm.
Eine Spirale, aus der nur schwer herauszufinden ist. Gerade wenn es in den Austausch mit Familien, Freunden, Bekannten und Kollegen geht. Gemeinsam zu klagen verbindet. Sich gegenseitig in seiner Meinung zu bestätigen, gehört zum guten Ton. Jede kleine Nuance des Negativen führt dann tiefer in den Gedankensumpf. Aus schlecht wird schlechter, bis alles irgendwann kaum noch zu ertragen ist. Ein Phänomen, das auch in Sachsen weit verbreitet scheint. Dabei ist Sachsen bundesweit und erst recht international bestens aufgestellt. Die hiesige Bildungs- und Forschungslandschaft ist auf einem exzellenten Weg. Wirtschaft und Industrie boomen. Milliarden fließen nicht erst seit gestern in den Freistaat. Arbeitsplätze entstehen. Der Großteil der Lebensbedingungen ist ausgezeichnet. Die Arbeitslosenquote ist so gering wie selten zuvor. Also woher kommt der Zweifel an der eigenen Heimat? Und wieso blickt auch die nationale und internationale Presse immer wieder negativ auf Sachsen?
Mehr Fakten, weniger Meinung – Dinge schlecht zu reden, ist keine Option
„Ostdeutsche fühlen sich häufiger abgehängt„, titelte das ZDF bereits im Januar 2024. „Deutschland wird gleicher – doch im Osten wächst die Unzufriedenheit„, meinte das Handelsblatt im Juni 2024. „Warum der Frust im Osten der AfD nutzt„, überschrieb der NDR vor wenigen Tagen ein Interview mit Filmemacherin und Autorin Grit Lemke – einer gebürtigen Sprembergin und langjährigen Hoyerswerdaerin. Nur drei beispielhafte Headlines, die Wasser auf die immer gleichen Mühlen gießen. Ein GemeinschaftsGEFÜHL entsteht, das nicht von Fakten, sondern von Meinungen getrieben ist. Jene, die aus welchen Gründen auch immer unzufrieden sind, werden in ihrem Eindruck bestätigt. Alle anderen werden zumindest verunsichert, beginnen an sich, ihrem Bundesland und der eigenen Lebenswirklichkeit zu zweifeln. Das Ergebnis ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.
Auch Silicon Saxony erhielt in den vergangenen Wochen immer wieder Presseanfragen zu den kommenden Landtagswahlen. Nationale, aber vor allem internationale Medien – z.B. aus Japan, Taiwan und den USA – erkundigten sich zu den weiteren Entwicklungen hier am Standort. Im Fokus standen dabei weniger die unvermindert positiven Nachrichten, wie Investitionen, Beschäftigtenwachstum, Aufbruchsstimmung oder der damit einhergehende Wohlstand, sondern vielmehr die mögliche Entwicklung des Freistaates nach der Wahl. „Welche Auswirkungen wird ein möglicher Wahlsieg ´dieser oder jener Partei´ für Sachsen haben?“ „Wie werden internationale Arbeitskräfte reagieren?“ „Befürchten Sie…?“ Sie erkennen die Stoßrichtung der medialen Neugier? Keine dieser Fragen ist im Vorfeld einer Wahl und selbst direkt nach Abschluss einer Wahl plausibel und belastbar zu beantworten. Spekulation trifft hier auf Unwissen und Fehleinschätzungen. Und schon entsteht ein Bild im Kopf eines möglichen Lesenden, Zuhörenden oder Zuschauenden, das Ängste schürt, Unbehagen erzeugt und zu negativen Erwartungen führt. Am Ende bleibt dann oftmals die Erkenntnis: „Alles ist schlimm und wird noch schlimmer“. Fakten werden zweitrangig. Gefühle werden zu Tatsachen umgedeutet.
Deutschland ist nicht die USA – Mehr als eine Partei bestimmt die regionale und nationale Politik
Deutschlands politisches System ist – und das kann man nicht deutlich genug sagen und schreiben – nicht mit dem der USA oder anderen großen Nationen gleichzusetzen. Hierzulande aus einer Wahl als stärkste Kraft und mit den meisten Stimmen zu treten, ist nur der erste Schritt von vielen. Man hat den Sprung in die Legislative geschafft. Mehr auch nicht. An diesem Punkt beginnt die eigentliche politische Arbeit. Denn bis zur Wahl konnten sich alle Parteien auf Versprechungen und das übliche Wahlkampfgetöse stützen. Doch mit dem finalen Wahlergebnis beginnt die Suche nach Koalitionspartnern, gemeinsamen Plänen, Zielen und Lösungen für all die kleinen und großen Herausforderungen des Standortes. In der Pflicht ist hier nicht eine Partei, wie in den USA. Sondern, glaubt man den aktuellen Wahlprognosen für den Freistaat, zwischen drei (CDU, AfD, BSW) und sieben Parteien (CDU, AfD, BSW, SPD, Grüne, Linke und FDP). Wie mögliche Zusammenarbeiten hier aussehen könnten, steht bis weit nach der Wahl in den Sternen. Fakt ist, jede einzelne Partei, der der Sprung in den Landtag gelingt, ist hier gefragt – ob als Teil einer möglichen Regierung oder einer möglichen Opposition. Wegducken und auf andere schieben verhindert dann nur das Vorankommen im Sinne der eigenen Wählerschaft.
Und genau hier liegt die Stärke unseres Parteiensystems und der Grund gelassen auf die kommenden Monate zu schauen. Konsens bringt in Deutschland den von allen gewünschten Fortschritt. Dissens hingegen führt zu Verzögerungen und im schlimmsten Fall zum Stillstand. An diesen Fakt sollten auch alle Parteien und Parteiverantwortlichen an jedem Tag erinnert werden. Statt sich gegenseitig Fehler vorzuhalten, Stimmung zu machen oder Gräben auszuheben, sollten Lösungen für jede noch so kleine Herausforderung, für jedes noch so kleine Stück ausbaufähiges Sachsen gefunden werden. Denn nur gemeinsam lässt sich die Stimmung im Land positiv gestalten. Nur als Team kann es gelingen, die Unzufriedenen zufrieden zu stellen. Die Zweifelnden von ihren Zweifeln zu befreien. Und die vermeintlich „Abgehängten“ wissen zu lassen, dass sie noch immer mittendrin statt hintenanstehen. Die Stimmen, die bei den kommenden Landtagswahlen von hoffentlich vielen Wählerinnen und Wählern verteilt werden, sind daher nicht als Krönung einer oder mehrerer Parteien zu verstehen. Sie sind ein Arbeitsauftrag, die eigenen Werte in den politischen Diskurs einzubringen und bestmöglich – keinesfalls absolutistisch – zu verwirklichen. Wie in einer guten Beziehung gilt es auch in der Politik, Kompromisse zu finden und möglichst viele Menschen sowie deren Wünsche mitzunehmen. Nicht jedem kann man es dabei immer recht machen. Auch das gehört zur Wahrheit.
In Sachsen muss und sollte sich viel bewegen – wir alle sind hierbei gefragt!
Nicht nur Silicon Saxony hat in den vergangenen Monaten seine Wünsche und Forderungen in zahlreichen Gesprächen mit politischen Verantwortlichen hinterlegt. Nahezu alle Bevölkerungs- und Interessensgruppen taten dies ebenso. Ein Katalog an Dingen entstand, der Sachsen weiter voranbringt. Hierfür muss es der zukünftigen Landesregierung und auch der Opposition gelingen, sich zu einigen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Allen Wähler:innen, die bislang noch nicht ihre Stimmen im Rahmen der Briefwahl abgegeben haben, können wir nur empfehlen, die eigenen Wünsche und Prioritäten mit den Wahlprogrammen der Parteien abzugleichen. Nutzen Sie Wahlomaten, um sich zu orientieren. Werfen Sie einen Blick auf Wahlprüfsteine – wie auch Silicon Saxony sie allen großen Parteien übermittelte. Tauschen Sie sich mit Gleichgesinnten, Freunden und Bekannten aus. Der wichtigste Schritt jedoch sollte spätestens am 1. September für alle sächsischen Wahlberechtigten erfolgen. GEBEN SIE IHRE STIMME AB!
Egal, welche Partei Sie wählen und welchen Weg Sie sich für Sachsen in der Zukunft wünschen. Die Stimmabgabe ist der leichteste Weg, politisch teilzuhaben. Werden Sie aber auch im Nachgang der Wahl nicht müde, die von Ihnen gewählten Vertreter:innen an ihre Versprechungen und Aufgaben zu erinnern. Beteiligen Sie sich aktiv bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Gehen sie optimistisch und mutig voran. Lassen Sie sich nicht von Zweifeln und negativen Gedanken lenken. Nur so erzeugen wir die Stimmung, die nicht nur Sachsen, sondern ganz Deutschland mit einer Stimme sprechen lässt. Nur so blickt auch die internationale Gemeinschaft auf ein Bundesland und eine Nation, das bzw. die selbstbewusst und konstruktiv die eigene Zukunft gestaltet.
So oder so ist unser Bundesland nach dieser Wahl weder „Blau“, „Schwarz“, „Grün“, „Gelb“, „Rot“ noch „Braun“. Sachsen ist und bleibt bunt, vielfältig und wunderschön. Es kann trotzdem nicht schaden, es jeden Tag gemeinsam noch ein wenig besser zu machen.
Werden Sie Teil der Silicon Saxony Kampagne #WeilMeineStimmeZählt
Wenn Sie am 1. September Ihre Stimme abgeben werden bzw. Ihre Stimme im Rahmen der Briefwahl bereits abgegeben haben, dann zeigen Sie das Ihrem Netzwerk, Ihrem Freundeskreis oder Team. Motivieren Sie dadurch andere, ebenfalls von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Ganz einfach geht das via Social Media. Kreieren Sie in nur wenigen Schritten Ihr persönliches Visual für LinkedIn, Instagram und Co. Zeigen Sie Ihre Überzeugung und Ihre aktive politische Teilhabe, frei nach dem Motto: Ich gehe wählen, #WeilMeineStimmeZählt.