Doch zuvor werfen wir einen kurzen Blick auf Jenoptik in Dresden.
- Datum der Eröffnung: Ende 2024 (Produktionsbeginn: Anfang 2025)
- Anfangsinvestitionskosten: 70 Millionen EUR
- Größe des Werks (Fläche): 11.000 m²
- Größe des Reinraumes/der Reinräume: 2.000 m²
- Produzierte Strukturgrößen/Auslegung Equipment: optisch aktive Strukturen bis 100 nm
- Anzahl der Mitarbeitenden: >120
- Gesuchte Fachkräfte: Mikrotechnolog*innen, Ingenieur*innen mit Schwerpunkt Aufbau- und Verbindungstechnik, Feinmechaniker*innen, Mitarbeiter*innen in der Technologieentwicklung
Herr Dr. Morak, welche Bedeutung hat der Dresdner Standort für den Konzern?
Wir sind bereits seit 2007 in Dresden aktiv. Nun wollen wir mit der neuen Hightech-Fab unsere Fertigung, die sich derzeit über mehrere kleinere Standorte erstreckt, bündeln und unsere Kapazitäten gleichzeitig erweitern. Damit wird Dresden einer unserer Hauptstandorte für den Bereich Mikrooptik. Die Region ist eines der bedeutendsten Zentren für die Halbleiterindustrie in Deutschland bzw. Europa. Hier haben wir die Nähe zu vielen anderen global agierenden Unternehmen und Forschungsreinrichtungen, zudem sind die unterstützenden Gewerke und Infrastruktur bereits sehr gut auf die Branche ausgelegt.
In welchen konkreten Bereichen wurde seit Eröffnung investiert und wie hoch waren diese Investitionen in Summe?
Bis Ende 2024 wollen wir den Bau abschließen, der Produktionsstart ist für Anfang 2025 geplant. In unserer Flächenplanung haben wir auch ca. 40 Prozent für einen späteren Ausbau bzw. Erweiterungsmöglichkeiten vorgesehen. Im Ganzen investiert Jenoptik über 70 Millionen Euro in die Errichtung des neuen Fertigungsstandorts im Airport-Park Dresden.
Für welche Verwendungszwecke produziert der Dresdner Standort? Was können die produzierten Chips genau und in welchen Branchen/Industrien finden sie Verwendung?
Wir produzieren in Dresden keine Chips, sondern Mikrooptiken und Sensoren, die in Lithografie-Anlagen von Halbleiterausrüstern zum Einsatz kommen. Damit sind wir seit vielen Jahren ein verlässlicher Technologie- und Fertigungspartner dieser Industrie, die global einen enormen Bedarf an Halbleiterbauelementen und Mikroelektronik bedienen muss.
Mittlerweile gibt es fünf Fabs, zahlreiche Zulieferbetriebe und Forschungseinrichtungen sowie Mikroelektronik-relevante Softwareunternehmen in Sachsen. In welchen Bereichen ist das Netzwerk für Ihr Unternehmen besonders wichtig?
Seit 2007 kooperieren wir eng mit vielen Zulieferern in den Bereichen Lithografie und Elektronikkomponenten. Dieses erfolgreiche Netzwerk möchten wir auch nach dem Umzug in unseren neuen Standort stärken und weiter ausbauen. Die regional ansässigen Forschungseinrichtungen liefern wertvolle technologische Beiträge für die Weiterentwicklung unserer Serienprodukte und stärken mit ihrer internationalen Ausrichtung die Attraktivität Sachsens für Fachkräfte aus aller Welt.
Gibt es hier konkrete Kooperationsprojekte mit anderen Playern am Standort und wenn, ja, welche?
Seit 2012 haben wir beispielsweise eine enge Kooperation mit dem Fraunhofer-IPMS zu Entwicklungs- und Messdienstleistungen. Die zahlreichen technischen Möglichkeiten des Institutes bieten eine ideale Grundlage für die Entwicklung innovativer photonischer Produkte. Auch nach der Eröffnung unserer Hightech-Fab wollen wir das weiterführen, um unsere Technologien und Standortattraktivität zu vermitteln.
Weiterhin arbeiten wir projektspezifisch mit verschiedenen Firmen zusammen und nutzen die jeweiligen Spezialkenntnisse.
Das Thema Fachkräfte bewegt nicht nur uns. Aktuell wächst die sächsische IKT-Branche um ca. 5.000 Fachkräften pro Jahr, das entspricht bei gleichbleibendem Wachstum über 100.000 Fachkräften im Jahren 2030. Welche Rolle spielt die direkte Nähe zu anderen Fabs im Kontext Ihrer Fachkräftestrategie? Macht sie den Standort eher attraktiver oder die Konkurrenz größer?
Natürlich ist die Fachkräftegewinnung auch bei uns ein zentrales Anliegen. Auch Jenoptik trägt zum Wachstum in diesem Bereich bei. Aktuell wollen wir unsere Teams in Dresden auf mehr als 120 Beschäftigte erweitern. Das umfasst Positionen von Produktion bis Entwicklung. Über das Netzwerk nutzen wir daher intensiv die Möglichkeiten, uns mit anderen Unternehmen und Einrichtungen auch darüber auszutauschen. Zudem gibt es hier auch durch die Technische Universität Dresden oder der Chip Academy Bildungseinrichtungen mit entsprechend fachlichem Schwerpunkt. In Bezug auf den Nachwuchs in der Branche ist dies ebenso ein entscheidender Faktor für den Standort.
Langfristig geht es auch darum, nicht nur markt- und fachspezifisch, sondern auch gesellschaftspolitisch Bedingungen zu schaffen, um unsere Fachkräfte in der Region zu halten, gleichzeitig neue Fachkräfte für uns zu gewinnen und auch junge Talente anzusprechen.
Intel plant mit Magdeburger eine sogenannte Mega-Fab. TSMC tätigt die größte Einzelinvestition in Deutschland seit der Wende und auch andere Player erweitern ihre Standorte in und um Dresden. Welche Auswirkungen hat das für Sie mit Blick auf Lieferketten, Dienstleister, Rohstoffe und auch Fachkräfte?
Die Ansiedlung der großen Player ist für die gesamte Region ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, der auch die zunehmende Bedeutung von Halbleiterprodukten in anderen Branchen und unserem Alltag widerspiegelt. Es ist jedoch auch erforderlich, dass die Infrastruktur in ähnlichem Tempo ausgebaut wird, sodass auch die unterstützenden Gewerke Schritt halten können. Die Region braucht eine gewisse Vielfalt und Qualität bei Partnern und Lieferanten. Auch die Diskussionen um Versorgungssicherheit für Wasser und Energie, Logistik und Infrastruktur müssen mit Weitsicht und Vernunft geführt werden.
Was ist Ihre Vision für den Standort? Wie (gern an konkreten Beispielen) soll er weiterentwickelt werden?
Zunächst steht die termingemäße Fertigstellung der neuen Hightech-Fabrik bei uns im Mittelpunkt. Daran schließt sich die vollständige Aufnahme der Produktion an.
Natürlich gibt es mittelfristig sehr ambitionierte Wachstumsziele, die sich an den globalen Wachstumsprognosen für den Halbleiterbereich orientieren. Auf dem Grundstück der Jenoptik bietet sich die Möglichkeit einer nahezu Verdopplung der Fertigungsfläche.
Was sind konkrete Unterstützungsmaßnahmen, die auf dem Weg zu dieser Vision notwendig sind? Stichwort: Förderprogramme, Bildungssektor, Fachkräftestrategien, Maßnahmen auf Landes- bzw. Bundesebene, etc.
Wir brauchen für unseren langfristigen Erfolg als Unternehmen auch gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen, die Offenheit fördern und belohnen. Offenheit für Fortschritt und Technologie, für Vielfalt, freien Austausch und Arbeitnehmerfreizügigkeit. Wer sich abschottet, macht dicht. Das kann keiner im Silicon Saxony wollen. Stattdessen wir wollen ein Leuchtturm für Fortschritt und Erfolg sein.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Morak.
Dieses Interview ist erstmalig im Rahmen unseres Magazins NEXT „Im Fokus: Mikroelektronik“ erschienen. Alle weiteren Interviews der sächsischen Halbleiterwerke finden Sie in der Gesamtausgabe.
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