Mikroelektronik

Deutschland zeigt Europa den Weg – 20 Mrd. Euro Förderzusage bewegt die Halbleiterbranche

10. August 2023. Die am 8. August kommunizierte Großinvestition von TSMC, Bosch, Infineon und NXP in Dresden machte es offiziell. In Deutschland wird schon jetzt mehr Geld in Neuansiedlungen und Standortprojekte von Halbleiterunternehmen investiert, als der gesamte European Chips Act für den Kontinent vorsah. 48 Mrd. Euro werden in den vier Großprojekten von Intel, Infineon, ZF/Wolfspeed und dem TSMC-Konsortium aktuell verplant. Weitere 3 Mrd. Euro stehen noch immer für Ansiedlungen und Ausbauprojekte zur Verfügung, die zusätzliche Investitionen von bis zu 10 Mrd. Euro ermöglichen würden. Zur Erinnerung: 43 Mrd. Euro stellte der EU Chips Act noch im Juli, kurz nach seiner finalen Bestätigung, an öffentlichen und privaten Investitionen in Aussicht. Was Europa an Geschwindigkeit, Mut und Konsequenz in den vergangenen drei Jahren vermissen ließ, stellt Deutschland seither zur Schau.

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Blick in eine Halbleiterfabrik. Foto: Bosch

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Dass Europa im Mikroelektronikbereich handeln muss, wurde bereits während der Corona-Pandemie im Jahr 2021 schnell klar. Speziell das deutsche Industriezugpferd, die Automobilindustrie, verzweifelte damals – zugegeben selbstverschuldet – an der Halbleiterknappheit. Es dauerte dennoch bis ins Frühjahr 2022 bevor die Europäische Union eine Lösung anvisierte und den European Chips Act formal ins Leben rief. Ziele des geplanten Chip-Gesetzes der EU waren:

  1. Für einen Kapazitätsaufbau des Mikroelektronikbereiches in großem Maßstab sowie für Innovation in der EU zu sorgen.
  2. Sicherzustellen, dass sich die EU in diesem Bereich wesentlich besser selbst versorgen kann.
  3. Zu garantieren, dass die EU im Falle von Halbleiter-Versorgungsengpässen rasch reagieren kann.

Silicon Saxony berichtete im Rahmen der Bekanntgabe in einem ausführlichen Artikel über die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit dieses da noch in der Planung befindlichen Förderinstrumentes. Klar war: Strecken sich die Mitgliedsstaaten der EU und die hier beheimateten oder anzusiedelnden Branchenunternehmen nicht gewaltig, würde der Chips Act zum Rohrkrepierer. Denn nur magere 11 Mrd. Euro stellte die EU aus eigenen Mitteln in Aussicht. 32 Mrd. sollten Mitgliedsstaaten und Industrie stemmen. Zur Erinnerung: Noch 2021 stellten die EU und 19 Mitgliedsstaaten 145 Mrd. Euro in Aussicht. Ein Lippenbekenntnis, das schon ein Jahr später von der Realität eingefangen wurden. Es sollte nach der Verkündung des Chips Acts zudem weitere 1,5 Jahre dauern, bis die EU das so dringend benötigte Gesetz durch alle zuständigen Instanzen lotste.

Der Chips Act wurde im Juli 2023 beschlossen. Seither überschlagen sich die Ereignisse.

Im Juli 2023 hatte es der Chips Act endlich über die Ziellinie geschafft und wurde vom EU-Parlament final verabschiedet. Noch im gleichen Monat preschte Deutschland selbstbewusst nach vorn und plante 20 Mrd. Euro Förderung für die heimische und anzusiedelnde Halbleiterindustrie ein. Ein wichtiges, im Umfang passendes und in der Schnelligkeit endlich angemessenes Vorgehen eines Nationalstaates, das umgehend – auch durch viele intensive Vorgespräche mit nationalen und internationalen Halbleiterunternehmen unterstützt – für Bewegung sorgte. Binnen kürzester Zeit konnten die Neuansiedlungen und Standortentscheidungen von Intel (Projektkosten: 30 Mrd. Euro), Infineon (5 Mrd. Euro) sowie ZF/Wolfspeed (3 Mrd. Euro) verkündet werden. Investitionen von rund 38 Mrd. Euro also, und das allein in Deutschland. Am 8. August folgte nun die letzte und schon lange erwartete Zusage des weltweit größten Auftragsherstellers von Halbleitern, der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (Kurz: TSMC).

TSMC-Konsortium verkündet die größte in Sachsen getätigte Investition seit 1990

Mit einem Investment von geschätzten 10 Mrd. Euro errichtet ein Konsortium von TSMC, Bosch, Infineon und NXP in den kommenden Jahren eine moderne 300-Millimeter-Fabrik zur Halbleiterfertigung in Dresden. 40.000 Wafer (12 Zoll) auf der 28/22-Nanometer-Planar-CMOS und 16/12-Nanometer-FinFET-Prozesstechnologie sollen hier pro Monat gefertigt werden – vor allem für die Automobilbranche und die Industrie. Ende 2027 ist der Produktionsbeginn in der neuen Fab geplant. Was eine moderne Halbleiterfabrik so teuer macht, haben wir für Sie in einem kurzweiligen Artikel zusammengefasst. Zudem empfehlen wir Ihnen auch unser Themenmagazin NEXT „Im Fokus: Mikroelektronik“, sollten Sie sich für die Halbleiterindustrie und deren Hintergründe interessieren. Doch zurück zu Chips Act und Deutschlands exzellenter Arbeit im Bereich Halbleiter: Mit 48 Mrd. Euro Gesamtinvestition übertrifft Deutschland schon heute offiziell den für gesamt Europa geplanten Chips Act um 5 Mrd. Euro, und das einen Monat nach Verabschiedung des Gesetzes. Von den in Deutschland geplanten 20 Mrd. Euro Förderung stehen zudem noch 3 Mrd. Euro für weitere Ansiedlungen bzw. Projekte zur Verfügung. Ein eindrucksvolles Signal in Richtung Europa und eine Blaupause für weitere Mitgliedsstaaten. Verlässlichkeit, Geschwindigkeit und Konsequenz werden von der Industrie honoriert.

Europa kann und sollte von Deutschland lernen

Es bleibt zu wünschen, dass sich zukünftige Pläne Europas, wichtige Schlüsseltechnologien in Europa zu stärken oder anzusiedeln weitaus schneller in die Umsetzungsphase begeben. Wichtige Zeit wurde in den vergangenen drei Jahren verschwendet, die nicht nur Europa weiter ins Hintertreffen geraten ließ, sondern auch für unsachliche Diskussionen und Dissonanzen sorgte, die nicht nur in der Industrie für Unverständnis und Misstrauen sorgten. Warum z.B. Subventionen wichtige Instrumente sind, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, stellte in dieser schwierigen Zeit u.a. Silicon Saxony Geschäftsführer Frank Bösenberg in seinem Kommentar „Souveränität gibt es nicht zum Nulltarif“ heraus. Immer wieder unterstrich unser Verband die Bedeutung unserer Branchen für Deutschland und Europa. Gerade auf wichtigen Halbleiterevents, wie auf unseren Gemeinschaftsständen bei der SEMICON Europa (2023 bereits ausverkauft) oder der SEMICON Taiwan führten wir zahlreiche Gespräche mit Vertreter:innen der Branche, aus Politik und Gesellschaft.

Heute jedoch gilt unsere Aufmerksamkeit der Feier der erreichten Erfolge. Intel, TSMC, Bosch, NXP, Infineon und ZF/Wolfspeed werden Deutschlands Halbleiterökosystem nicht nur mit all den neuen Möglichkeiten bereichern, sondern ihm weiteren Aufschwung verleihen.

Unsere Podcast-Empfehlung

Abschließend empfehlen wir Ihnen den Podcast „Hallo Zukunft“ unseres Netzwerkes. Tauchen Sie in der jüngsten Ausgabe mit Julia Hess (Stiftung Neue Verantwortung) und Frank Bösenberg (Silicon Saxony) in die Halbleiterbranche und den gerade beschlossenen EU Chips Act ein. Kurzweilig und abwechslungsreich erhalten Sie exklusive Einblicke von absoluten Expert:innen des Bereiches.

Viel Spaß beim Hören!

 

Foto: Bosch

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