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Künstliche Intelligenz (KI) – eine Technologie zwischen Allheilsbringer und Weltuntergang

28. September 2023. Bereits 600.000 Unternehmen – also 17 Prozent aller deutschen Unternehmen – nutzen mittlerweile KI-Lösungen. Eine Studie des Forschungsinstituts IW Consult ergab: ab 50 Prozent winken der deutschen Wirtschaft Wertschöpfungseffekte von bis zu 330 Mrd. Euro. Da wundert es kaum, dass die CDU/CSU-Fraktion am heutigen Tag einen Antrag im Bundesrat zu Beratung stellt, der „Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie für Deutschlands Zukunft stärken“ soll. Doch ist dies genug, um dieser noch jungen, aber inzwischen allgegenwärtigen Technologie hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen? Während in den USA Tech-Giganten wie Google, Microsoft und Amazon mit Milliardeninvestitionen um die KI-Vorherrschaft streiten, sollen in Deutschland „im Rahmen des aktuellen Bundeshaushaltes“ längst überfällige Schritte erfolgen. Ob dies genügen wird, um den noch in diesem Jahr zu verabschiedenden „AI Act“ der Europäischen Union nicht nur zum ausschließlichen Regulierungsstool für internationale KI-Entwicklungen zu machen, darf bezweifelt werden. Also wo genau geht die KI-Reise für Deutschland hin? Bleibt uns mehr als Spitzenforschung? Unser Gesamtartikel bietet einen Überblick.

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Am heutigen Donnerstag, den 28. September 2023, wird im Bundesrat über einen Antrag der CDU/CSU-Fraktion beraten. Dessen Titel „Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie für Deutschlands Zukunft stärken“ klingt verheißungsvoll. Eine Schlüsseltechnologie hat schließlich nicht nur das Potenzial oder bereits die Position in einem Bereich der Forschung, der Wirtschaft, der Industrie oder der Gesellschaft von entscheidender Bedeutung zu sein. Sie ist vielmehr in zahlreichen Bereichen nicht mehr wegzudenken und trägt entscheidend zum Erfolg einer Volkswirtschaft bei. Ein politisches Signal, das in diesen Tagen von einer durch Google beauftragten Studie des Forschungsinstituts IW Consult unterstützt wird. „Künstliche Intelligenz (KI) könnte zur Wertschöpfung der deutschen Wirtschaft in Zukunft rund 330 Milliarden Euro beitragen“, heißt es in der Studie. Die Möglichkeiten dieser spannenden Technologie scheinen schier grenzenlos. Bereits mit dem Einsatz aktueller KI-Lösungen wäre für die deutsche Wirtschaft so einiges zu holen.

17 Prozent der deutschen Unternehmen setzen bereits KI-Technologien ein

Die Forscher von IW Consult, einer Tochter des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, errechneten, dass die Mitarbeiter:innen in deutschen Firmen im Durchschnitt 100 Stunden im Jahr durch die Verwendung der KI-Technologie für produktivere Tätigkeiten einsetzen könnten. Wenn mindestens die Hälfte der deutschen Unternehmen entsprechende Technologien einsetzten würden, käme es so zu den genannten Wertschöpfungseffekten von 330 Mrd. Euro. Zudem könnten auf diese Weise aktuelle Schrumpfungsprozesse ausgeglichen werden, die durch den zunehmenden Mangel an Arbeitskräften entstehen. Immerhin: Schon heute setzen rund 600.000 deutsche Firmen KI-Lösungen in ihrer täglichen Arbeit ein. Das sind circa 17 Prozent aller deutschen Unternehmen. „Für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts sei es von entscheidender Bedeutung, den Vorsprung bei der Produktivität zu verteidigen und auszubauen“, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Hüther. Dies soll durch die flächendeckende Verwendung von KI geschehen. Der Antrag von CDU/CSU stößt – Pi mal Daumen – nun ins gleiche Horn, fordert „im Rahmen der vorhandenen Haushaltsmittel“ vor allem die Förderung von Open-Source-Lösungen, die KI-Fachkräftegewinnung und Investitionen in notwendige Hardware.

Ist der Weltuntergang bereits abgewendet?

Als Schlüsseltechnologie und Wirtschaftsmotor gehypt, erfährt die Künstliche Intelligenz aktuell also reichlich Aufmerksamkeit. Kaum ein Tag vergeht ohne spektakuläre Meldungen aus diesem Bereich. Unternehmen werten mit ihrer Hilfe Unmengen an Produktions- und Maschinendaten aus, optimieren auf diese Weise entscheidende Prozesse von Materialbeschaffung über Herstellung bis Logistik. Student:innen und Schüler:innen lernen mit KI oder verfassen mit ihrer Unterstützung Haus-, Semester- und Jahresarbeiten. KI soll Leben auf dem Mars finden oder Regenwälder und Naturschutzgebiete überwachen. Selbst Bademeister:innen wird derzeit Künstliche Intelligenz testweise zur Seite gestellt, um Freibadgäste besser schützen zu können. Ja, KI scheint allgegenwärtig. Kein Wort fällt mehr über die Ende März noch von zahlreichen Experten – unter ihnen Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Tech-Milliardär Elon Musk und Pioniere der KI-Entwicklung wie Stuart Russel oder Yoshua Bengio – geforderte Pause der KI-Entwicklung. Was gestern noch zum Weltuntergang hätte führen können, ist heute bereits die große Chance der Menschheit, den nächsten Schritt auf der Evolutionsleiter zu setzen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Natürlich ergibt es Sinn, eine solch außergewöhnliche Technologie nicht blind zu verdammen, sondern bestmöglich auszuloten und auszunutzen. Es ergibt jedoch nicht weniger Sinn, Risiken abzuschätzen, Kontrollmechanismen zu etablieren und die Verantwortung hierfür nicht nur in wirtschaftliche, sondern auch in politische oder besser staatliche Hände zu legen. Auch in diesem Zusammenhang ist es durchaus positiv zu bewerten, wenn politische Akteure die Tragweite einer Technologie erkennen und wichtige Veränderungen anstoßen. So zeigte der noch in diesem Jahr zur Verabschiedung vorgesehene „Artificial Intelligence Act (AI Act)“ der Europäischen Union, das erste KI-Gesetz weltweit, dass der Ruf der Stunde auch von der EU verstanden wurde. Viel zu lange lag die Verantwortung und nahezu das gesamte Handeln im Bereich der Künstlichen Intelligenz in den Händen von Forschung, Wirtschaft und Industrie – also zumeist privaten Akteuren. Die im „AI Act“ vorgesehenen Risikostufen – von inakzeptable bis minimal – sowie die entsprechend zu erfüllenden Standards – von Verbot bis sinnstiftender Dokumentation für Nutzer:innen – sind ein wichtiger Schritt. Selbst über eine Art TÜV-Siegel für KI-Lösungen wird derzeit diskutiert.

Deutsche KI-Hoffnungen wachsen in Heilbronn – die USA dominieren das Weltmarktgeschehen

An den auf diese Weise reglementierten deutschen KI-Hoffnungen soll, glaubt man aktuellen Meldungen, zukünftig u.a. in Heilbronn gearbeitet werden. Hier entsteht ein KI-Innovationspark auf einem 23 Hektar großen Gelände am Rande der Stadt. Bis 2027 wird hier ein „kleines, smartes Dorf“ entstehen: mit Forschungslaboren, Rechenzentrum und Platz für Unternehmen und Start-ups. Finanziert wird es jeweils zur Hälfte von der Schwarz‘ Stiftung und dem Land Baden-Württemberg, die sich mit jeweils 50 Mio. Euro beteiligen. Mit Aleph Alpha, einem KI-Start-up aus Heidelberg, das als derzeit aussichtsreichster Entwickler von Künstlicher Intelligenz in Europa gilt, der es mit der Konkurrenz aus den USA aufnehmen kann, wurde in diesen Tagen ein wichtiger Partner für das Projekt gefunden. 100 Mio. Euro und ein Start-up stehen damit Giganten wie Google, Microsoft und Amazon entgegen. Die KI-Entwicklung, und auch das scheint damit klar, wird weiterhin von Playern aus den USA dominiert. Amazon kündigte z.B. an, bis zu vier Milliarden Dollar in den KI-Entwickler Anthropic zu investieren. OpenAI strebt aktuell eine Bewertung von 90 Milliarden Dollar durch den Aktienverkauf an Investoren an. Dass eine Tech-Größe wie SAP nun seinen KI-Assistenten Joule veröffentlicht, darf daher schon als großer Erfolg für den Standort Deutschland gewertet werden.

Deutschland muss mehr investieren, will es unabhängiger werden

Wollen Deutschland und Europa ernsthaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz ein Wörtchen mitreden, wird es nicht mit einem Antrag im Bundesrat und regulierenden Bemühungen auf europäischer Ebene getan sein. Heute in die Technologien von morgen zu investieren, muss koordiniert gelingen – nicht nur auf Länder-, sondern auf Bundes- und Europaebene. Wo die KI-Reise für Deutschland und Europa hingehen kann, wird u.a. von bereitgestellten Fördergeldern und ernsthaften Bemühungen, KI-Expert:innen hierzulande auszubilden und zu halten abhängen. Andernfalls werden deutsche Unternehmen auch in Zukunft auf KI-Lösungen „Made in USA“ vertrauen müssen. Eine Abhängigkeit, die Risiken mit sich bringt.

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