Frau Zajic, welche Stellenbesetzung hat Sie zuletzt besonders herausgefordert?
Am stärksten gefragt sind derzeit Fachkräfte im Bereich der Elektrotechnik und Software, sowohl auf Techniker-/Meister-Niveau als auch auf Ingenieurs- und Projektmanagement-Level. Eine große Herausforderung ist die hohe Reisebereitschaft, die wir neben einem breiten und tiefen Fachwissen für unseren weltweiten Service benötigen, da wir unsere internationalen Kunden vor Ort unterstützen.
Welche neuen Wege des Recruitings nutzen Sie?
Wir arbeiten neben klassischen Stellenausschreibungen, Direktansprachen und Personalvermittlungen vor allem stärker an unserer Sichtbarkeit in der Region, aber auch über die Grenzen von Sachsen und Deutschland hinaus. Neben klassischen Radio- und Plakatkampagnen nutzen wir Social Media und Mobile Recruiting. Hier können wir gezielt bewegte Bilder einbinden, wie zum Beispiel unseren neu produzierten Videospot für unsere Ausbildungsberufe. Perspektivisch wird die Vernetzung in Interessensverbänden zunehmend mehr Bedeutung haben, um die Fachkräfte in die gefragten Regionen zu bewegen und dort zu halten. Hier wird die Anstrengung aller Arbeitgeber in der Region gefragt sein, aber auch die von Politik, Kultur und Gesellschaft.
Im Vergleich heute zu vor fünf Jahren – wie stark hat sich der Aufwand pro Stellenbesetzung erhöht?
In der Regel besetzen wir unsere Stellen erfolgreich, auch wenn es mal etwas länger dauert. In den vergangenen Jahren hat sich die Arbeitsmarktsituation in der Region Dresden jedoch stark verschärft. Heute sind deutlich mehr Bemühungen notwendig, Fachkräfte zu gewinnen und vor allem auch zu binden, als noch vor wenigen Jahren.
Um eine Stelle zu besetzen, ist es zunehmend erforderlich, flexibel zu sein, z.B. wenn spezifische Kenntnisse fehlen, die Person aber gut ins Team zu passen scheint. Wie gehen Sie damit um?
Wir befinden uns in ständigem Austausch mit unseren Fachabteilungen, welche Anforderungen auf jeden Fall und welche weiteren von Vorteil, aber nicht zwingend nötig sind. Getreu dem Motto „hire for personality, train for skills“ sind wir bei engagierten Kandidat:innen gerne bereit, das notwendige Fachwissen zu vermitteln. Dafür investieren wir sehr viel in die Einarbeitung. Fachliche Grundkenntnisse und die Begeisterung für Technik sollten aber definitiv vorhanden sein, denn davon lebt unsere Firmenkultur.
Begriffe wie Feel Good Management oder New Work fluten den Arbeitsmarkt. Welche Rolle spielen diese Begriffe in Ihrer Strategie zur Personalgewinnung?
Auch wenn diese Begriffe teilweise neumodisch klingen, spielen sie bei uns bereits seit vielen Jahren eine Rolle. Wir fassen das zusammen unter dem Begriff der Mitarbeiterbindung, wozu auch lebensphasenorientiertes Arbeiten gehört. Wir verstehen uns dabei in zweierlei Hinsicht als „Familienunternehmen“: wir sind ein familiengeführtes Unternehmen, das neben der Inhaberstruktur stark auf Familienfreundlichkeit für unsere Mitarbeitenden achtet. Wir wollen in allen Lebensphasen Lösungen bieten, um berufliche und private Angelegenheiten unter einen Hut zu bringen, egal ob für die Kinderbetreuung oder die Pflege eines nahen Angehörigen.
Wir bieten bereits seit mehreren Jahren flexible Arbeitszeiten mit einem Gleitzeitmodell, mobiles Arbeiten sowie zusätzliche freie Tage über ein Arbeitszeitkonto an. Außerdem unterstützen wir finanziell bei der Kinderbetreuung. Zu New Work gehört aber viel mehr als nur Arbeitszeiten und Benefits. Auch Themen wie Digitalisierung, Prozessautomatisierung, modernes Wissensmanagement und Agilität, Achtsamkeit und Sinnstiftung bewegen uns. Hier möchten wir in Zukunft mehr investieren.
Mit welchen Benefits heben Sie sich als Arbeitgeber vom Markt ab bzw. welche werden von Ihren Mitarbeitenden am meisten geschätzt?
Einige unserer Benefits habe ich bereits genannt. Sehr geschätzt wird zudem unsere Caféteria, die wir als Arbeitgeber auch subventionieren, um unseren Mitarbeitenden sehr gutes und kostengünstiges Frühstück und Mittagessen anbieten zu können. Auch für Eis- und Kaffeerunden ist immer gesorgt, genauso wie für Firmen- und Teamevents. Weiterhin ist unser Modell für die betriebliche Altersvorsorge sehr attraktiv, da wir deutlich mehr Leistungen bieten, als bei den meisten Firmen üblich ist. Hinzu kommen Jobticket, Job-Bike, der bereits erwähnte KiTa-Zuschuss sowie weitere Mitarbeitendenrabatte. Vorteile wie spannende und abwechslungsreiche Aufgaben, eine offene Unternehmenskultur und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zählen für uns nicht zu klassischen Benefits, da sie mittlerweile als selbstverständlich gelten.
Auch das Personalmarketing lebt von einer knackigen Kommunikationsbotschaft. Wie gehen Sie bei der Entwicklung solcher Botschaften genau vor und können Sie uns ein Beispiel für eine Botschaft geben, die besonders gut funktioniert?
Wir arbeiten im Personalmarketing sehr eng mit unseren Fachabteilungen zusammen. Neben der Personal- und Marketingabteilung sind daher auch immer unsere Mitarbeitenden und Führungskräfte involviert, denn sie kennen die gesuchten Zielgruppen am besten. Ob eine Botschaft wirksam ist, hängt vor allem vom genutzten Medium ab und wie präzise die gewünschten Inhalte transportiert werden. Auf einem Plakat am Straßenrand muss ich beispielsweise viel prägnanter kommunizieren als bei anderen Kommunikationskanälen, weil die Aufmerksamkeitsspanne deutlich geringer ist.
Seit einigen Wochen läuft unsere crossmediale Recruiting-Kampagne unter dem Motto „Maschinenbau in seiner aufregendsten Form“. Begonnen haben wir mit Radiospots und In-App-Anzeigen, in denen wir den Arbeitsalltag in den Bereichen der Vakuumbeschichtung und Elektronenstrahltechnologie aufgreifen. Die Machart unseres Spots veranschaulicht sehr gut, wofür wir stehen: für anspruchsvolle High-Tech-Produkte, die weltweit eingesetzt werden – entwickelt und gefertigt in der Region, von Menschen, die gern im Team arbeiten und mit anpacken wollen, um die Zukunft zu gestalten. Diese Kampagne setzen wir aktuell auf digitalen Großplakaten im Stadtgebiet fort und begleiten sie weiter mit In-App-Werbung und klassischen Printanzeigen.
Ich würde gern noch einmal auf Ihren Kommunikationsmix zurückkommen: Wo liegen hier Ihre Schwerpunkte? Wie messen Sie die Ergebnisse und welche Kanäle sind heute am effektivsten
Unser Schwerpunkt bei VON ARDENNE liegt auf einer Mischung aus sozialen (Online-)Kanälen und interaktiven Ansprache-Methoden. Je nach Stelle kann aber auch die klassische Zeitungsannonce oder der Radiospot hilfreich sein. Wir schauen hier sehr genau, wo sich unsere Zielgruppe bewegt und wie wir sie erreichen können. Dies würde ich auch immer raten, denn es gibt nicht DEN einen Kanal, der immer für jede Stelle funktioniert. Die beste Werbung sind übrigens immer die eigenen Mitarbeitenden. Wenn sie zufrieden sind, werden sie es weitererzählen. Wir gewinnen daher sehr viele neue Kolleg:innen über unser Mitarbeitende-werben-Mitarbeitende-Programm.
Welche Rolle spielen hierbei Bewertungen auf Google oder Kununu-Bewertungen sowie Kommentare und Posts auf Plattformen wie beispielsweise LinkedIn?
Die Bedeutung von Bewertungsportalen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn interessierte Kandidat:innen schauen nicht nur auf Arbeitsaufgaben und das Gehaltspaket, sondern auch auf sinnhafte Inhalte, eine gesunde Unternehmens- und Fehlerkultur und eine offene, wertschätzende Kommunikation. Diese „soften“ Faktoren werden über Erlebnisse anderer Personen am besten zugänglich gemacht. Bewertungsportale können daher ein möglicher Indikator sein. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Stimmen der Unzufriedenen meist lauter sind, auch wenn sie nicht den repräsentativen Schnitt wiedergeben. Auch das ist erklärbar: statistisch gesehen wird von negativen Erfahrungen viel intensiver und auch häufiger berichtet als von positiven Erlebnissen. Unsere Mitarbeitenden sind in der Regel sehr zufrieden mit ihrem Arbeitsumfeld, was sich auch in unserer sehr langjährigen Unternehmenszugehörigkeit zeigt. Solche Werte schafft ein Online-Bewertungsportal derzeit aber (noch) nicht abzubilden. Daher empfehle ich immer, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen, wo, mit wem und wie man künftig (zusammen-)arbeiten möchte.