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Sachsens Software-Landschaft: Von hochspezialisiert bis weltweit wichtig

Weder sind sächsische Software-Unternehmen klein, noch beschäftigen sie sich nur mit Fabrikautomatisierung. In den letzten Jahren hat sich die Software-Landschaft Sachsen zu erstaunlicher Vielfalt ausdifferenziert. Die Größenskala reicht von „ausgesucht speziell“ bis hin zu „weltweit wichtig“, das Angebot von technologischer Tiefe bis brillanter Nutzeroberfläche. Ein Dutzend Beispiele sächsischer Software-Unternehmen soll dies schlaglichtartig veranschaulichen.

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Software-Landschaft Sachsen in zwölf Beispielen

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Die ersten sächsischen Software-Unternehmen entstanden gleich nach der politischen Wende in der DDR. Nicht wenige davon existieren noch heute, und einige sind sogar zu beeindruckender Größe gewachsen. Aber gerade der Software-Boom der letzten Jahre hat auch zahlreiche Neugründungen hervorgebracht. Erfreulich viele sind im Umfeld von Silicon Saxony angesiedelt. Thematische Vielfalt beim Angebot herrschte dabei schon immer.

Software zur Digitalisierung der Produktion

Viele Software-Anbieter haben sich tatsächlich der Digitalisierung von Produktionsabläufen verschrieben: N+P aus Meerane etwa oder auch ZEISS Digital Innovation aus Dresden. Beide Unternehmen bestehen seit 1990 und zählen somit zu den erwähnten Urgesteinen. Sie haben sich frühzeitig auf das jetzige Geschäftsfeld konzentriert und konnten so vom Vorteil eines Pioniers profitieren. Ihr Vorsprung im Markt scheint kaum aufholbar. N+P ist ein echter Familienbetrieb, nunmehr in zweiter Generation. ZEISS Digital Innovation wurde von Viola Klein und Andreas Mönch gegründet, zwei sächsischen Unternehmerlegenden. ZEISS, über Jahre hinweg ein wichtiger Kunde, übernahm 2020 das Software-Haus – inzwischen war es für ihn zu strategischer Bedeutung herangewachsen. ZEISS Digital Innovation ist sowohl innerhalb als auch außerhalb des Mutterkonzerns aktiv. Das Unternehmen digitalisiert nicht nur automatisierte Produktionen, sondern schreibt auch Gerätesoftware für die Medizintechnik. Es zählt zu den großen im Markt; 2023 betrug der Umsatz 74,5 Mio Euro. Ein absoluter Spezialanbieter und ebenfalls schon 20 Jahre tätig, ist die tracetronic GmbH aus Dresden. Fahrzeughersteller auf der ganzen Welt nutzten ihre Produkte zur Testautomatisierung und zum Testen von Fahrzeugsoftware. Gemeinsam mit VW hat tracetronic sogar ein Joint venture gegründet.

Software zur Digitalisierung der Arbeitsorganisation

Auf den ersten Blick untypisch für das produzierende Technologieland Sachsen sind Anbieter wie Communardo aus Dresden und Staffbase aus Chemnitz, die den digitalen Arbeitsplatz bedienen, also das, was außerhalb des unmittelbaren Produktionsprozesses passiert. Auf den zweiten Blick passt es dann aber doch, denn wenn ein Unternehmen digitalisiert werden soll, dann muss es auch vor und hinter dem Maschinenraum geschehen. Das speziell auf Unternehmenskommunikation fokussierte Staffbase bildet eine Landmarke in der Software-Landschaft, nicht nur der sächsischen, sondern der deutschen insgesamt. In den zehn Jahren seines Bestehens hat das Unternehmen ein derart rasantes Wachstum hingelegt, dass Analysten ihm den raren Status eines „Einhorns“ zubilligen. Der Umsatz lag 2023 bei über 100 Mio Euro, und dies nicht zum ersten Mal. Längst ist Staffbase ein internationales Unternehmen geworden; seine Produkte gelten in ihrem Marktsegment inzwischen weltweit als führend.

Software zur Digitalisierung des Handels

Sie ist mit der zweiten großen sächsischen Software-Erfolgsstory verbunden. Es ist die Geschichte von GK Software. Die Buchstaben stehen für die Initialen der Gründer Rainer Gläß und Stephan Kronmüller. Ebenfalls 1990 riefen sie ihr Software-Unternehmen für digitale Filialwirtschaftssysteme im Einzelhandel ins Leben. Das geschah in einer kleinen vogtländischen Landgemeinde namens Schöneck, wo das heutige, in 68 Ländern tätige Weltunternehmen noch immer residiert. Auch GK war ein Pionier mit riesigem zeitlichem Vorsprung. Kaum ein Wettbewerber weltweit kann sich heute mit dem Angebot von GK Software messen. Es reicht vom Kassensystem über die Filialsteuerung bis hin zur KI-gesteuerten Personalisierungssoftware – und funktioniert dabei auf jeder Hardware. Unternehmen wie Aldi, Lidl, Migros oder auch Walmart laufen mit GK Software. 2008 ging das Unternehmen an die Börse. Nachdem sie dort ihren Wert verneunfacht hatten, verließen die Schönecker 2023 das Parkett wieder. Der japanische Fujitsu-Konzern kaufte die Mehrheit der Geschäftsanteile, um das sächsische Unternehmen nunmehr auch fest im asiatischen Markt zu etablieren. GK Software ist eine sächsische Erfolgsgeschichte der Superlative, weit über die Softwarebranche hinaus. Mit Michael Scheibner steht nach wie vor auch ein Sachse an der Spitze des Unternehmens. Der Umsatz im Jahr 2022 betrug 152 Mio Euro. Ein zukunftsweisendes Investment war 2017 der Erwerb des Chemnitzer Software-Anbieters Prudsys, eines Pioniers der KI-Anwendungen im Handel. Inzwischen heißt er GK AIR und dockt mit seinen Lösungen für personalisierte Kaufempfehlung und dynamische Preisgestaltung an das Kernprodukt von GK Software, die cloudbasierte Softwareplattform GK CLOUD4RETAIL an.

Software für anwenderfreundliche Frontends

Das Dresdner Unternehmen Wandelbots, ein Spin-off der TU Dresden und zugleich ein mit viel Risikokapital ausgestattetes Start-up, bietet einfache Lösungen zum Programmieren von Industrierobotern an. Im günstigsten Fall soll es der Anwender vor Ort hinbringen. Das Serviceangebot bedient angesichts der fortschreitenden Fabrikautomation ein so klares Bedürfnis des Marktes, dass über ein Für und Wider nicht geredet werden musste. Hatte Wandelbots sich anfangs mit einer Radikallösung („No-code robotics“) versucht, so geht es heute zurück zum Programmieren, nur eben zu einem stark vereinfachten, zumindest im Frontend. Die Visualisierung der Bewegungsabläufe mittels Digitaler Zwillinge soll dem Anwender die Aufgabe erleichtern. Nutzerfreundliche Frontend-Lösungen ganz anderer Art bietet Appsfactory aus Leipzig. Unter anderem lässt das Unternehmen komplexe Software-Lösungen, auch solche für die Fabrikautomation, in einfach handhabbare Anwender-Apps münden. Damit hat Appsfactory bereits renommierte Designpreise wie den Red Dot Award und den German Design Award gewonnen. Einfach handhabbare Lösungen auf einem ganz anderen Markt, nämlich dem der Bauplanungssoftware für klassisch oder seriell gefertigte Ein- und Mehrfamilienhäuser, liefert SWP Software Systems aus Dresden.

Software zum Umgang mit Big Data

Avantgarde Labs und Symate – wie bei vielen Software-Unternehmen aus der Elbestadt haben auch ihre Gründer an der TU Dresden studiert – beschäftigen sich mit Big Data. Es handelt sich um eine Aufgabe, die in allen digitalen Prozessen früher oder später gelöst werden muss. Avantgarde Labs arbeitet branchenübergreifend an individuellen Datenplattformen mit oder ohne Cloud-Anbindung. Symate bietet KI-basierte Software zum Sortieren und Analysieren von Prozessdaten. Vor drei Jahren, 2021, erblickte eine der jüngsten größeren Software-Gründungen in Dresden das Licht der Welt: Amazon Development Center Germany. Kann man eine Tochter von Amazon als sächsisches Software-Unternehmen durchgehen lassen? Weil sie auf sächsischen Mitarbeitern fußt, sollte es erlaubt sein. Außerdem hat der US-Konzern nicht zufällig Dresden für sein strategisch wichtiges Investment auserkoren – es geht um die spezielle Expertise vor Ort. ADCG ist nichts weniger als das Center of Excellence für Betriebssysteme von Amazon. Entwickelt werden Cloud-Lösungen, bei denen es auch um Datenverarbeitung im großen Stil geht. Sie basieren auf der Amazon Elastic Compute Cloud EC2, einem zentralen Service, der individuell skalierbare Rechenkapazitäten in der Amazon-Cloud bereitstellt. Damit wird es beispielsweise möglich, einen großen Streaming-Dienst auch ohne eigene Rechner-Hardware zu betreiben. Eine der Kernkomponenten des Systems, der Hypervisor – eine Software, welche dem Kunden Cloud-Kapazität in der richtigen Portionierung zuteilt –, ist größtenteils in Dresden entstanden.

Software-Landschaft Sachsen in zwölf Beispielen

Dresden

1. Communardo GmbH

Schwerpunkt: Software zur Digitalisierung der Arbeitsorganisation
Gründung: 2001
Mitarbeitende: 280
Besonderheit: Niederlassungen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Albanien

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2. tracetronic GmbH

Schwerpunkt: Testsoftware für Automobilsoftware
Gründung: 2004
Mitarbeitende: >450
Besonderheit: Niederlassungen in Deutschland, USA, Korea und China; Joint Venture neocx GmbH mit VW

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Peter Strähle und Rocco Deutschmann, Geschäftsführer von tracetronic (Quelle: tracetronic)

3. Wandelbots GmbH

Schwerpunkt: Software zur anwenderfreundlichen Roboter-Programmierung
Gründung: 2018
Mitarbeitende: 130
Besonderheit: Start-Up mit großem Investitionsvolumen

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4. Avantgarde Labs GmbH

Schwerpunkt: Individuelle Datenplattformen, Analytics-Lösungen
Gründung: 1990
Mitarbeitende: > 600
Besonderheit: Herstellerunabhängige Individuallösungen

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Die Geschäftsführung von Avantgarde Labs, vorn: Torsten Hartmann (Quelle: Avantgarde Labs)

5. ZEISS Digital Innovation GmbH

Schwerpunkt: Systemsoftware für Medizintechnik, Digitalisierung automatisierter Produktion
Gründung: 1990
Mitarbeitende: > 600
Besonderheit: ehemals Saxonia Systems, Niederlassungen in Deutschland und Ungarn


6. SWP Software Systems GmbH & Co.KG

Schwerpunkt: Bauplanungssoftware für Ein- und Mehrfamilienhäuser
Gründung: 1997
Mitarbeitende: 51
Besonderheit:

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7. Symate GmbH

Schwerpunkt: Software zur KI-basierten Prozessoptimierung in der automatisierten Produktion
Gründung: 2012
Mitarbeitende: 30
Besonderheit: 

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8. Amazon Development Center Germany GmbH

Schwerpunkt: Individuelle großformatige Cloud-Lösungen
Gründung: 2021
Mitarbeitende: > 100
Besonderheit: 

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Chemnitz

9. Staffbase GmbH

Schwerpunkt: Software zur Unternehmenskommunikation
Gründung: 2014
Mitarbeitende: > 800
Besonderheiten: Unicorn, Niederlassungen in Deutschland, UK, USA und Australien

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Leipzig

10. Appsfactory GmbH

Schwerpunkt: Anwenderfreundliche Nutzeroberflächen für komplexe IT-Lösungen
Gründung: 2009
Mitarbeitende: 380
Besonderheit: 

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Meerane

11. N+P Informationssysteme GmbH

Schwerpunkt: Digitalisierung von Produktion und Bau
Gründung: 1990
Mitarbeitende: 200
Besonderheit: 

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Schöneck / Vogtland 

12. GK Software SE

Schwerpunkt: Filialwirtschaftssysteme und Software für den Einzelhandel
Gründung: 1990
Mitarbeitende: > 1.200
Besonderheit: Niederlassungen in Deutschland, Tschechien, Schweiz, Frankreich, Südafrika, USA, Australien, Ukraine und Singapur

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Weltfirma auf dem Land: Headquarter von GK Software in Schöneck (Quelle: GK Software)

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Der Autor

Michael Schmidt
Text | Konzeption
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Dieser Beitrag ist im Rahmen der NEXT „Im Fokus: Software“ entstanden.

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