Unternehmertum

Mission: Possible. Mit Hai Hao und Ambiguitätstoleranz durch die Nachrichtenwelt

16. Mai 2024. Tauchen Sie in eine ungewöhnliche Perspektive ein! Dieser Newslettervortext stammt nicht von unserem Redakteur Robert Krauße, sondern von Frank Bösenberg, dem Geschäftsführer des Silicon Saxony. Doch ist das gut oder schlecht? Ihre Ambiguitätstoleranz wird auf die Probe gestellt. Begleiten Sie uns auf einer Reise, die nicht nur Einblicke in Hai Hao, ein Konzept aus Taiwan, sondern auch in die Welt der Mikroelektronik, Software und Künstlichen Intelligenz bietet.

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Erst einmal Danke. Sie haben auf den Weiterlesen-Link geklickt. Machen nicht alle, das wissen Sie natürlich. Jeder, der Nachrichten liest oder sogar schreibt, weiß das. Und manche versuchen daraufhin, wenigstens den Titel so zu gestalten, dass man klickt. Traurigerweise funktioniert das besser, wenn der Titel negativ formuliert ist (Bad news are good news, Sie kennen den Spruch). „Steht Sachsen vor der De-Industrialisierung?“ ist solch ein Beispiel aus der Region. Und natürlich habe ich geklickt. Vor allem, weil ich weiß, dass es nicht so ist. Ganz im Gegenteil. Steht übrigens auch so in dem Text dieses Beitrags. Aber er ist ja auch als Frage formuliert, Vielleicht ist also auch einfach meine Ambiguitätstoleranz zu gering. Aber dazu kommen wir gleich noch. Sie sind ja vor allem wegen des Nachrichtengehalts hier. Daher erstmal ein kurzer Überblick darüber, was so passiert ist und zwar durch meine ganz persönliche Relevanz-Brille.

Open AI hat die neueste Version seines Sprachmodells veröffentlicht, Google hat einen Tag später auf seiner Entwicklerkonferenz gezeigt, dass es im Grunde gleichauf ist. Das Dresdner Unternehmen Spinncloud Systems hat nun ein kommerzielles Produkt im Bereich neuromorphes Computing.

Schon alles nicht schlecht, oder? Doch es gibt auch diese drei Meldungen: Das ausländische Direktinvestment in bzw. nach Deutschland war 2023 so hoch wie niemals zuvor, und es geht weiter, erst in dieser Woche kündigte AWS weitere Invests an, insbesondere Brandenburg wird davon profitieren.

Der Bereich Halbleiter bzw. Chips ist auch in anderen Ländern ein Thema, so wird in Österreich von staatlicher Seite stark in den Bereich Halbleiter investiert, speziell baut AMS mit staatlicher Unterstützung sein Werk in Premstätten aus. Und in Finnland hat der Industrieverband eine Strategie für #ChipsfromtheNorth veröffentlicht.

Bei allen Informationen, die man erhält, sollte man sich natürlich erstmal fragen: Sind sie wahr? Diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten, aber hier hilft oft ein Blick auf die Quelle – oder besser, die Quellen. Haben wir hierfür getan, sind als seriös einzuschätzen, die Wahrscheinlichkeit, dass alle Meldungen wahr sind, ist also sehr hoch.

Kleiner Exkurs – immer auch mal aufs Datum achten, einer der am meisten angeklickten Beiträge unserer Website ist immer noch der vom 1.4. des letzten Jahres. 😉(Vorstand des Silicon Saxony entlässt Geschäftsführer Frank Bösenberg – KI-System übernimmt Netzwerkleitung)

Schwieriger ist die Frage – sind das gute oder schlechte Nachrichten? Oder anders – ist das Glas halbvoll? Oder halbleer? Geht nicht beides? Wir halten aber erstmal fest: Es gibt ein Glas. Mit Wasser.

Oder, auf die relevanten Technologien übertragen: Es gibt Technologien und damit auch Stärken Europas, die eingesetzt und ausgebaut werden können. Speziell für den Technologiebereich und die Beziehungen mit China ist dafür diese Studie interessant: Reverse Dependency: Making ­Europe’s ­Digital ­Technological Strengths ­Indispensable to ­China.

Und Technologien wie Künstliche Intelligenz können genutzt werden. Und zwar für gute (Katana Labs aus Dresden: KI trifft auf Krebsdiagnostik) und nicht so gute Dinge (BSI: Wie KI die Cyberbedrohungslandschaft verändert).

Daher zurück zur Ambiguitätstoleranz. Was ist das? Wenn Sie oben auf die Frage, ob das Glas halbvoll oder halbleer mit ‚beides‘ geantwortet haben, dann haben Sie eine hohe Ambiguitätstoleranz. Denn diese ist die Fähigkeit, Mehrdeutigkeit, Unsicherheit und widersprüchliche Informationen auszuhalten und konstruktiv damit umzugehen. Menschen mit hoher Ambiguitätstoleranz sind in der Lage, Situationen oder Informationen, die nicht eindeutig oder klar sind, gelassen zu akzeptieren und flexibel darauf zu reagieren. Sowas wie die Überschrift zur De-Industrialisierung zum Beispiel.

Ambiguitätstoleranz umfasst dabei mehrere Aspekte:

  1. Offenheit für neue Informationen: Personen mit hoher Ambiguitätstoleranz sind bereit, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen und neue Informationen anzunehmen, auch wenn diese ihren bisherigen Überzeugungen widersprechen.
  2. Gelassenheit in Unsicherheit: Sie bleiben ruhig und handlungsfähig, auch wenn sie mit unklaren oder mehrdeutigen Situationen konfrontiert sind, und vermeiden vorschnelle Urteile.
  3. Flexibilität: Ambiguitätstolerante Menschen sind anpassungsfähig und können ihre Denkweise oder Herangehensweise ändern, wenn neue Informationen oder Umstände dies erfordern.
  4. Komplexitätsbewusstsein: Sie erkennen die Vielschichtigkeit von Problemen und akzeptieren, dass es oft keine einfachen oder eindeutigen Lösungen gibt.

Diese Fähigkeit ist in vielen Lebensbereichen nützlich, insbesondere im Umgang mit Nachrichten und Informationen. Ich plädiere also für mehr Ambiguitätstoleranz. Nur, wie schafft man das? Und hier kommt das zweite Konzept ins Spiel – Hai Hao 還好.

Kenne ich auch erst seit Kurzem, kommt aus Taiwan. Wörtlich übersetzt heißen die Wörter “nicht schlecht” oder auch “glücklicherweise”. Das Konzept dahinter besteht laut dem Twitter-Account „Foreigners in Taiwan“ aus vier Aspekten:

  1. Immer den Mittelweg suchen
  2. Es geht immer besser
  3. Wenn mal was nicht klappt, weitermachen bzw. nochmal versuchen
  4. Nichts ist so schlimm oder so fantastisch wie es klingt.

Im Grunde ist es ein Plädoyer für die Wertschätzung von Grautönen, für ein Verlassen von Schwarz-Weiß-Denken. Und damit auch für Ambiguitätstoleranz.

Zusammengefasst fördert die Kombination von Ambiguitätstoleranz und dem Prinzip von Hai Hao eine gesunde, reflektierte Herangehensweise an die Nachrichtenbewertung – auch die Bewertung von Nachrichten und Informationen aus diesem Newsletter. Sie ermöglicht es uns, diesen mit einer ruhigen, ausgeglichenen Perspektive zu begegnen und eine Balance zwischen Optimismus und Pessimismus zu finden. So können wir nicht nur besser informierte Entscheidungen treffen, sondern auch zu einer respektvolleren und offeneren Diskussionskultur beitragen. Und dass in diesem Bereich Verbesserungspotenzial besteht, wird hoffentlich niemand bestreiten.

Wenn Sie diesen Vortext fürchterlich fanden, dann freue ich mich, wenn Sie dies mir sagen. Wenn Sie ihn gut fanden, freue ich mich noch mehr, wenn Sie das anderen sagen oder ihn teilen – mit den Buttons ganz oben geht das mit einem Klick.
Und wenn Sie sagen – es geht doch beides – dann gratuliere ich Ihnen zu Ihrer Ambiguitätstoleranz.

Auf jeden Fall vielen Dank fürs Lesen.
Ihr Frank Bösenberg

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