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T2k: KI für das Gemeinwohl – t2k entwickelt automatischen Übersetzer für Leichte Sprache

25. Mai 2024. Kennen Sie das? Sie lesen einen längeren Text – Nachrichten oder eine amtliche Bekanntmachung – und verstehen nur Bahnhof: Um zu ermitteln, was genau passiert ist oder was Sie tun müssen, um die behördlichen Anforderungen zu erfüllen, müssen Sie den Text ein zweites, drittes oder vielleicht sogar ein viertes Mal lesen. Helfen kann in solchen Fällen eine Sprach-KI, die einen schwierigen Text in eine leichter lesbare Fassung übersetzt. Einen solchen Übersetzer entwickelt t2k im Rahmen des „Civic Innovation“-Förderprogramms des BMAS.

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Symbolbild Künstliche Intelligenz (KI) / pixabay tungnguyen0905

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Wer braucht Sprachvereinfachung?

Grundsätzlich glauben wir: Fast jeder und jede braucht in unterschiedlichen Situationen die ein oder andere Art von Sprachvereinfachung. Die Gründe hierfür sind unterschiedlich: Fremdsprachliche Fachwörter oder abstrakte Formulierungen machen uns das Lesen schwer. Andererseits führen Zeitmangel oder Stress dazu, dass wir uns nicht gut konzentrieren können und Schwierigkeiten haben, Informationen aufzunehmen – besonders dann, wenn sie über den gesamten Text verstreut sind. Allerdings gibt es auch Menschen, denen das Lesen grundsätzlich schwerfällt: Das BMBF geht davon aus, dass über 12 % der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland nur unzureichend lesen und schreiben können, wobei die Hälfte dieser Menschen einer Beschäftigung nachgeht. Und die Universität Würzburg schätzt, dass in Deutschland über 3 Millionen Legastheniker und Legasthenikerinnen leben.

Andere Bevölkerungsgruppen, die von einer Sprachvereinfachung profitieren können, sind:

  • Menschen, die in ihrer Muttersprache geübte Leser sind, Deutsch aber noch lernen müssen,
  • Kinder und ältere Menschen, insbesondere solche, die an einer neurodegenerativen Erkrankung wie Demenz leiden,
  • Menschen mit Lernschwierigkeiten. An sie richtet sich die sogenannte „Leichte Sprache“.

Der KI-gestützte Social Knowledge Graph – eine Lösung für alle?

t2k beschäftigt sich mit dem Thema seit 2021. Damals wurde t2k –gemeinsam mit der HTW Dresden – im Rahmen des BMAS-Ideenwettbewerbs „Civic Innovation“ für die Idee ausgezeichnet, einen automatischen Übersetzer von Standarddeutsch in Leichte Sprache zu entwickeln. Jetzt integriert das Unternehmen mit Unterstützung des „Civic Innovation“-Förderprogramms den Übersetzer in einen Knowledge-Graphen für die bürgerfreundliche Kommunikation.

In dem Projekt geht es darum, Werkzeuge zu entwickeln, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz und einer strukturierten Wissensrepräsentation alltagsrelevantes Wissen schnell und leicht verfügbar machen. Konkret bedeutet das:

  • Wir vereinfachen die Informationsaufnahme durch Strukturierung, Zusammenfassung und Anreicherung relevanter Daten: Wichtige Informationen sollen mit Hilfe des Wissensgraphen so strukturiert, markiert und mit Zusatzinformationen angereichert werden, dass sie schnell in die erforderlichen Handlungen umgesetzt werden können. Ein Beispiel: Wer sein Kind in der nächsten Kita anmelden möchte, soll sich Telefonnummern, Sprechzeiten und Ansprechpartner nicht mehr mühsam aus den mehr oder weniger gut formulierten Texten einzelner Webseiten heraussuchen müssen, denn das hat der Wissensgraph bereits automatisiert erledigt. Er präsentiert die Daten nun in einer einfachen Ansicht.
  • Wir vereinfachen die Informationsaufnahme durch „Übersetzung“ komplexer Texte in ein möglichst leicht lesbares Deutsch: Wer Mühe beim Lesen hat, kann unterstützt werden durch eine einfache Wortwahl, einen kompakten Satzbau und reduzierte sprachliche Mittel. Mit unserem eigens trainierten Übersetzer – übrigens kein OpenAI-Derivat – überführen wir schwer verständliche Formulierungen in Texte, die leichter lesbar sind. Kostprobe gefällig?

Schwer lesbare Eingabe (ein Text unseres Projektpartners, des Landratsamtes Wunsiedel im Fichtelgebirge):

„Mehr als 90 Prozent der älteren Menschen leben in ihren vertrauten Wohnungen oder Häusern und möchten dort auch bleiben. Aber die meisten Wohnungen und Häuser entsprechen den veränderten Bedürfnissen des Alters nicht. Der Einstieg in die Badewanne ist zu hoch, die Stufen am Eingangsbereich können nicht mehr überwunden werden oder der Balkon wird aufgrund der Schwelle nicht mehr genutzt. Mit Hilfe von Wohnungsanpassungsmaßnahmen können diese Defizite ausgeglichen werden. Die Maßnahmen reichen von baulichen Veränderungen wie dem Einbau einer bodengleichen Dusche, Türverbreiterungen und Rampen über den Einsatz von Hilfsmitteln bis hin zur Umorganisation der gesamten Wohnung: So kann zum Beispiel das Wohnzimmer zum Schlafzimmer werden, wenn die Treppe nach oben nicht bewältigt werden kann. Aber auch moderne Technik, wie eine Herdabschaltautomatik, elektrische Rollos, ein Bewegungsmelder für die Haustür und Lichtsensoren am Boden können den Alltag deutlich erleichtern.“

Leichter lesbare Ausgabe:

„Mehr als 90 Prozent der älteren Menschen wohnen in ihren vertrauten Häusern. Aber die meisten Wohnungen sind nicht für das Alter gemacht. Das bedeutet: Der Einstieg in die Badewanne ist zu hoch. Oder der Balkon kann nicht mehr benutzt werden! Das kann man mit Hilfe von Wohnraum-Anpassungen ausgleichen. Die Maßnahmen reichen vom Einbau einer bodengleichen Dusche über Türverbreiterungen und Rampen bis hin zur Umorganisation der ganzen Wohnung. Aber auch moderne Technik kann den Alltag deutlich erleichtern.“

An dem Übersetzer wird kontinuierlich gearbeitet. Selbstverständlich haben die oben genannten Zielgruppen – Kinder, ältere Menschen, Menschen mit Lernschwierigkeiten etc. – im Hinblick auf die Sprachvereinfachung ganz unterschiedliche Anforderungen, so dass es ein „one size fits all“ nicht geben kann. Dementsprechend unterscheidet der Normenentwurf „DIN SPEC 33429:2023-04 – Entwurf: Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“ zwischen zwei Stufen der Sprachvereinfachung:

  • der Leichten Sprache, einer sehr weitgehenden und in dem Entwurf ausführlich beschriebenen Vereinfachungsstufe, die sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten richtet, und
  • der Einfachen Sprache, die sich an alle anderen Zielgruppen richtet.

t2k strebt an, eine adaptive Textvereinfachung zu entwickeln, die den Bedürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen gerecht wird.

Das „Civic Innovation“-Förderprojekt

Dank des „Civic Innovation“-Förderprojekts besteht nun die Chance, nicht nur die KI-gestützte automatische Textvereinfachung weiterzuentwickeln, sondern sie in die Wissens-Infrastruktur des Knowledge Graphen einzubinden und gemeinsam mit Praxispartnern zu erproben. Gemeinsam mit t2k arbeiten die folgenden Organisationen am Projekt mit:

  • Die Venus GmbH entwickelt den Knowledge Graphen.
  • Die Stiftung Pfennigparade ist ein führender Akteur im Bereich Inklusion und vertritt im Hinblick auf die Aufbereitung von Informationen im Wissensgraphen und die automatische Sprachvereinfachung im Projekt die Belange von Menschen mit Lernschwierigkeiten.
  • Der Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge evaluiert als Praxispartner die Projektergebnisse.

Das Ziel des Projekts besteht darin, mit dem KI-gestützten Social Knowledge Graph eine Software zu entwickeln, die es insbesondere der öffentlichen Verwaltung, aber auch anderen großen Organisationen ermöglicht, Wissen und Informationen mit vertretbarem Aufwand und in einer für alle leicht zugänglichen Form zugänglich zu machen – inhaltlich durch strukturierte Aufbereitung und Verknüpfung der Daten und sprachlich durch automatische Textvereinfachung.

Die Mittel für die Förderung im Rahmen von „Civic Innovation“ kommen vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

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Weiterführende Links

👉 https://text2knowledge.de  

Foto: pixabay

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