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Jeden Tag nutzen wir diverse Geräte, um unser Leben zu vermessen: Der Fitnesstracker am Handgelenk erfasst unsere Pulsfrequenz, das Handy zeichnet unsere tägliche Screen Time auf und mit SmartHome-Anwendungen können wir die Temperatur in unserem Zuhause sogar aus der Ferne kontrollieren. Wie praktisch und zeitsparend wäre es, könnten wir all die erhobenen Daten über eine zentrale Software-Applikation einsehen und müssten dafür nicht mehrere Programme öffnen? Genau das macht die Dresdner SweepMe! GmbH im industriellen Umfeld möglich. Die beiden Gründer Dr. Axel Fischer und Dr. Felix Kaschura haben an der TU Dresden eine Software entwickelt, die die Daten verschiedenster Messgeräte zusammenführt und über ein einheitliches Dashboard visualisiert.
Die SweepMe!-Software bietet einen wahren Effizienzgewinn für Forschungseinrichtungen und Entwicklungsabteilungen. Denn bislang müssen sie eigene Programme aufsetzen, sobald sie zwei oder mehr Messgeräte miteinander kombinieren wollen. Jedes Gerät bringt in der Regel eine proprietäre Software mit sich. Mit seiner herstellerübergreifenden Software-Lösung stößt SweepMe! nicht nur bei Anwender:innen, sondern auch bei Kapitalgeber:innen schon auf großes Interesse. Im Rahmen einer ersten Finanzierungsrunde investierte nun der TGFS Technologiegründerfonds Sachsen – vertreten durch die MBG – in das junge Unternehmen. Gemeinsam mit den drei Business Angels Boris Habets, Henry Flack und Jens Drechsel stellte der TGFS das nötige Seed-Kapital bereit, um SweepMe! auf die nächste Skalierungsstufe zu heben. Ronny Timmreck bleibt als früherer Privatkapitalgeber weiter an SweepMe! beteiligt.
So komplex die Algorithmen sind, die im Hintergrund der SweepMe!-Software ablaufen, so einfach und intuitiv zu bedienen ist das Programm für seine Nutzer:innen. Aus einer umfangreichen Liste von gängigen Messgeräten wie Multimetern oder Labornetzteilen können sie ihren individuellen Geräte-Pool per Drag & Drop zusammenstellen und sich die Messergebnisse mit wenigen Klicks zentral anzeigen lassen. Programmierkenntnisse braucht es dafür nicht. Sollte ein Messgerät noch nicht gelistet sein, integrieren die SweepMe!-Entwickler die jeweiligen Gerätetreiber in ihre Software. SweepMe!-Gründer und CEO Dr. Axel Fischer erklärt: „Jede neue Integrationsanfrage liefert uns wertvolle Informationen über die Kundenbedürfnisse. Indem wir die Liste der unterstützten Messgeräte stetig erweitern, wächst der Nutzen und damit auch die Attraktivität von SweepMe! für künftige Anwender kontinuierlich.“
Die allererste Software-Version hatten er und sein Mitgründer aus eigenem Bedarf heraus entwickelt: Während ihres Studiums am Institut für Angewandte Physik (IAP) der TU Dresden standen sie selbst vor der Herausforderung, Messdaten aus unterschiedlichen Quellen auszuwerten und Messprotokolle zu vereinheitlichen. So entstand die Software ursprünglich als Hilfsinstrument für ihre Forschungsarbeit und wurde bald auch von Kommilitonen verwendet. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda fand sie schnell über Dresden hinaus Verbreitung. Es folgten Anfragen von anderen Hochschulen und Forschungsstätten – und schließlich die Gründung der SweepMe! GmbH im Jahr 2021, um die Anwendung in größerem Stil kommerziell verwerten zu können.
Schon heute nutzen überregionale Organisationen wie das Max-Planck-Institut oder Infineon die SweepMe!-Software. Sie kommt für Testmessungen im Bereich der Forschung und Entwicklung genauso zum Einsatz wie für die Qualitätskontrolle fertig entwickelter und produzierter Produkte. Mit seinem kundenzentrierten Ansatz überzeugte SweepMe! auch den TGFS, wie Investmentmanager Vincent Kretzschmar festhält: „Dass es den beiden Gründern von Anfang an und ohne nennenswerte Marketing-Maßnahmen gelungen ist, zahlreiche zahlende Kunden von ihrer Software zu begeistern, bestätigt bereits frühzeitig die Marktnachfrage. Das Investment des TGFS bieten dem Gründerteam die Chance, ihre Marketing- und Vertriebsaktivitäten strukturell auf- und auszubauen und das volle Potenzial der Software-Lösung auszuschöpfen.“ So konnte bereits ein neuer Mitarbeiter eingestellt werden, der die Markterschließung vorantreibt. Neben dem direkten Kundenkontakt setzt man auf Online-Marketing-Maßnahmen wie Suchmaschinenoptimierung oder -werbung. Das frisch eingesammelte Kapital dient weiterhin dazu, ein Subscription-Modell am Markt zu etablieren – denn auch dafür braucht es ein Finanzpolster. Im Gegensatz zum bisher dominierenden, von Einmalzahlungen geprägten Projektgeschäft, spült das Abo-basierte Abrechnungsmodell kurzfristig geringere Beträge in die Kasse; langfristig generiert es jedoch höhere, wiederkehrende Einnahmen. Das übergeordnete Ziel der Finanzierungsrunde: Die SweepMe!-Lösung systematisch in ein skalierendes Geschäftsmodell zu überführen und somit nachhaltig erfolgreich zu machen.
Auf dem wachsenden Markt der Halbleiterproduktion kann SweepMe! schon jetzt einschlägige Use Cases und Referenzen vorweisen. Im Silicon Saxony sitzen etliche bestehende und potenzielle Kunden aus der Chipindustrie direkt vor der Haustür des Software-Unternehmens. Denn jeder entwickelte und gefertigte Mikrochips wird umfangreichen Tests unterzogen, bevor er an die Kunden ausgeliefert wird. Es gilt, verschiedene Produktparameter wie Ströme und Spannungen bei definierter Temperatur auf die Einhaltung strenger Normvorgaben zu kontrollieren. Dafür findet wiederum eine Reihe spezialisierter Messinstrumente Verwendung. Bedenkt man, dass jeder Chip auf einem Halbleiterwafer einzeln geprüft werden muss, lässt sich der Testaufwand in etwa erahnen. Entsprechend hoch ist der Mehrwert der SweepMe!-Lösung für die Chiphersteller – und entsprechend realistisch erscheint die Prognose von Gründer Dr. Axel Fischer. Er erwartet, dass SweepMe! bis Jahresende 2025 eine vierstellige Zahl an registrierten Computer-Setups zählen wird. Für die fernere Zukunft hat er eine noch größere Vision: „Wir wollen SweepMe! zu einer Lösungsplattform ausbauen, die Messgerätehersteller, Distributoren und Nutzer:innen unserer Software zusammenbringt. Auf der Plattform sollen sie praxiserprobte Mess-Workflows für unterschiedlichste Testszenarien finden.“ Mit dem TGFS-Investment ist zumindest die finanzielle Grundlage dafür geschaffen, diese Vision zur Realität und SweepMe! zum digitalen Systemintegrator werden zu lassen.
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Weiterführende Links
👉 https://sweep-me.net/
Foto: SweepMe! GmbH